Eine Fee im Biergarten der Mutter: Anna Eger als Sigrid in "Die Kunst des Fallens".

Foto: Christian Brachwitz

Linz - "Die Wärme war noch nie unter den Menschen", konstatiert Wirtin Monika (äußerst charaktervoll gespielt von Verena Koch) und schenkt sich selbst noch einen Schnaps ein. In ihrem Biergarten irgendwo in Bayern, irgendwo an der Donau treffen sich wie in jedem Frühling die gleichen Menschen: einsame Verheiratete, verliebte Geschiedene, ein Werbezeichner ohne Job, ein Anwalt mit Ambitionen, ein alter Mann und sein elternloser Neffe, der Aufmerksamkeit sucht.

Einsame, die aber nicht allein sind, was die Qual noch verstärkt. Und da ist Sigrid, eine der beiden Töchter Monikas, die auch nicht allein sein kann und deshalb körperliche Nähe sucht. Anna Eger schwebt wie eine Fee durch den Biergarten der Mutter und gibt überzeugend jene psychisch labile junge Frau; sie bemüht sich redlich, dem vom Autor klischeehaft gezeichneten Abbild eines verletzten Menschen Tiefe zu verleihen.

Leicht macht es ihr der Text dabei nicht - irgendwann schluckt sie Psychopharmaka, bis sie sich am Ende ans Publikum wendet und meint, es sei nun doch besser, nicht gleich wieder beim Nächstbesten Ablenkung zu suchen, sondern mal "bei sich zu bleiben". Dazwischen gibt es Anspielungen auf die Wirtschaftskrise und auf den Verlust von Traditionen.

Und es wird auch gefallen: Sigrid, die Zusammenbrüche erleidet, und der Angestellte Harry Schmitz (Sebastian Hufschmidt), der vom Felsen stürzt - oder von Exfrau Gundula (Bettina Buchholz) womöglich gestoßen wurde? Die hat sich, nachdem er sie betrogen hat, jedenfalls mit Monika zusammengetan, als lesbisches Paar machen sie erst einmal Urlaub.

Etwas allzu zäher Klischee-Käse wird hier aufgetragen, der auch nicht durch eine langatmige Inszenierung an Schärfe gewinnt.  (Wiltrud Hackl, DER STANDARD, 15.6.2012)