Die Schaustücke im Papyrusmuseum sind am 21. Juni zwischen 18 und 21 Uhr bei freiem Eintritt zu sehen.

Foto: Arbeiter bei der Weinernte, Ziermedaillon 4.–5. Jh.n.Chr./ÖNB, Papyrusmuseum

Wien - Das Papyrusmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien widmet sich dem Stoff, aus dem gute Geschichten sind: Unter dem Titel "Gewebte Geschichte. Stoffe und Papyri aus dem spätantiken Ägypten" präsentiert man ab Freitag 60 textile Kostbarkeiten der Antike und des frühen Mittelalters. Flankiert werden die gewebten Kostbarkeiten von Papyri mit koptischen und griechischen Texten, die einen Einblick in die Geschichte der Stücke geben.

Griechische Mythologie neben Bibelszenen und islamischer Ikonographie

Die Textilien aus dem Ägypten der Periode von 300 bis 900 nach Christus sind Zeugen eines Umbruchs in der Mittelmeerregion durch das Aufkommen des Christentums. Entsprechend breit ist das Spektrum an Motiven, welche die verschiedenen Gewänder als Zeichen für zahlreiche kulturelle Einflüsse aufweisen. So stehen Bilder aus der klassisch-griechischen Mythologie neben biblischen Szenen oder erster islamischer Ikonographie.

Da findet sich der "Raub der Europa" auf einer Tunika, oder ein Orbiculus, ein Besatzstück für eine Tunika, zeigt Arbeiter bei der Weinernte (siehe Bild), während ein Zierstreifen aus dem 5. bis 6. Jahrhunderts von Löwen und Hunde geziert wird. Damit verraten die Objekte viel über hierarchische Verhältnisse und sozialen Stand. Für den Mantel des Heiligen Johannes, Patriarch von Alexandrien im frühen 7. Jahrhundert, hätte dieser beispielsweise 18 Jahre lang arbeiten müssen. Er bekam ihn glücklicherweise von einem Stadtprominenten geschenkt.

Wie wertvoll selbst einfache Stoffe waren, bezeugt ein Schriftstück aus der Mitte des 7. Jahrhunderts, auf dem ein Untergebener seinem Vorgesetzen berichtet, dass er Dorfbewohner persönlich verprügelt habe, weil sie Abgaben in Form von Wollumhängen schuldig geblieben waren. Der Brief gehört zu einem Konvolut administrativer Korrespondenz um den Amtsträger Schenute, das kürzlich in den unpublizierten Beständen der Papyrussammlung entdeckt wurde.

"4 Museen - 1 Abend - 0 Euro"

Aber nicht nur ägyptischer Stoff wird demnächst das Papyrusmuseum füllen: Die Einrichtung ist Teil der mit dem Dorotheum veranstalteten Aktion "4 Museen - 1 Abend - 0 Euro". Zwischen 18 und 21 Uhr lädt das Auktionshaus am 21. Juni Interessierte in die vier Museen der Österreichischen Nationalbibliothek, zu denen neben dem Papyrus- das Esperanto-, das Globenmuseum und der barocke Prunksaal gehören. Bei freiem Eintritt werden Führungen für Jung und Alt geboten. (APA, 15.6.2012)