Wien - Sie sind günstig, die Bank-Austria-Aktien. Mit 27 bis 31 Euro werden sie deutlich unter ihrem Buchwert von rund 41 Euro angeboten. Und die Bank Austria ist nach erfolgter Fusion mit der Creditanstalt ein feines, effizientes Institut geworden. Unangefochtener Marktführer in Österreich, eine gute Position im Osten - was spricht also dagegen, einige Aktien der Bank Austria zu kaufen?
  • Einiges. Nicht das Institut selbst, sondern die von der Mutter HypoVereinsbank festgelegten Rahmenbedingungen machen ein Engagement recht riskant. Da ist einmal der niedrige Streubesitz von weniger als 25 Prozent. Damit entfällt jegliche Übernahmefantasie, sonst Treibstoff für Kursgewinne. Strategische Investoren - etwa andere Banken, Versicherungen, aber auch Fonds - werden die Aktie eher links liegen lassen, weil sie, gemessen an der Börsenkapitalisierung, zu klein ist. Auch in Indizes wird sie deswegen vielfach nicht aufgenommen werden - ein weiterer Grund für Kurssteigerungen ist dahin.
Finanzinvestoren wiederum haben bessere Objekte zur Auswahl: Britische Banken etwa verdienen deutlich besser, gemessen am Eigenkapital fast doppelt so gut.
  • Der Emissionserlös fließt zu mehr als 40 Prozent an die Mutter HVB, die im Gegenzug Anteile an der drittgrößten polnischen Bank abgibt - doch schon jetzt hält die BA dort die Mehrheit. Kritiker werten das lediglich als konzerninterne Verschiebung statt als externe Expansion.
  • Im Osten könnte es durchaus auch zu Interessenkonflikten zwischen der Mutter und der Tochter kommen - davor warnt sogar der Börseprospekt. Wer den kürzeren ziehen wird, ist schon jetzt klar. Originalzitat: "Bei unseren Hauptversammlungen wird Ihre Stimme nicht ausreichen, um sich gegen die HVB durchzusetzen." Ob die Bank Austria nach einiger Zeit wieder vom Kurszettel verschwinden könnte, wird derzeit nicht beantwortet.
  • Und schließlich scheint auch die Bank-Austria-Crew erst recht kurzfristig vom Börsegang aus der Münchener Zentrale "überzeugt" worden zu sein. Noch vor wenigen Monaten hatte der damalige BA-Chef Gerhard Randa auf die Frage, ob ein Börsengang der Bank Austria erneut möglich sei, gemeint: Das sei, wie wenn man Abfahrtsweltmeister werden wolle und vor dem Start die Ski verkaufe. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 24.6.2003)