Wien/Graz - "Die Situation ist dramatisch bis katastrophal" - nach anderen Hochschulen schlägt nun auch der Rektor der Universität für Angewandte Kunst Wien, Gerald Bast, Budget-Alarm. Das operative Budget werde heuer um ca. 33 Prozent sinken, hieß es in einer Aussendung. Das Gesamtbudget betrage demnach für das Jahr 2003 18.620.000 Euro. Geplante Investitionen, Ausstellungen oder die Gebäudeinstandhaltung seien fraglich.

Missbrauch der Universitäten

Im Vorjahr betrug das Gesamtbudget laut Aussendung 19.730.000 Euro. Problematisch ist die Reduktion auch deshalb, weil laut Bast ein Großteil des Budgets für Fixkosten aufgewendet werden müsse. Dazu kommt, dass der so genannte Struktureffekt (verursacht durch automatische Gehaltsvorrückungen) die Personalkosten weiter steigen lassen werde. Als "besonders infam" bezeichnete Bast die Tatsache, dass die Studienbeiträge nicht an die Universitäten weiter gegeben würden, sondern in den allgemeinen Budgettopf verschwänden. Bast: "Die Universitäten sollen also offenbar als Steuereintreiber für den Finanzminister missbraucht werden".

Vorschlag ab Herbst Angewandte teilweise zuzusperren

Bast: "Angesichts der dramatischen Situation gibt es sogar schon Stimmen innerhalb der Universität, die vorschlagen, die Angewandte im Herbst zumindest teilweise zuzusperren, weil ein qualitätsorientierter Betrieb, den wir den Studierenden und unserer im internationalen Wettbewerb stehenden Institution schulden, unter diesen Umständen kaum mehr möglich ist".

Insgesamt 73 Millionen Euro-Loch

Im Hochschulbereich klafft ein Budgetloch im Ausmaß von 73 Millionen Euro. Die Studierenden an der Uni Graz etwa "zahlen jährlich 17 Millionen Euro, nicht ein Cent fließt aber an ihre Ausbildungsstätte zurück", heißt es in einem am Montag ausgeschickten Schreiben der Universität Graz, in dem ein bundesweiter Protesttag für Donnerstag angekündigt wird.

Auch der Rektor der Wiener Universität und Chef der Rektorenkonferenz Georg Winckler schlägt in dieselbe Kerbe: Es stehe fest, dass die Mittel der "Universitätsmilliarde" für 2003, da sie wie ein einmaliger Mehrbedarf behandelt werden, im Budget 2003 zur Gänze gestrichen seien.

Die Studienbeiträge würden "nicht zur Verbesserung der Studiensituation zur Verfügung stehen", kritisiert Winkler in einem Protestschreiben zum Anlass des Aktionstages am Donnerstag.

SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal fühlt sich in seiner Kritik bestätigt: "Wieder einmal zeigt sich, dass die Universitäten mit viel zu wenig Geld in die Unabhängigkeit entlassen werden. Sie erhalten die Freiheit, aber es ist die Freiheit eines Bettlers."

An der Spitze der Hochschülerschaft wird indessen die grün-rote Koalition mit wechselndem Vorsitz prolongiert. Patrice Fuchs (VSStÖ) fungiert ab 1. Juli als ÖH-Chefin, nach einem Jahr wechselt Fuchs auf den Vizesessel und Barbara Wittinger (Gras) übernimmt den Vorsitz. Gewählt wird am Dienstag. (APA/red/miba, mue/DER STANDARD, Printausgabe, 24.6.2003)