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"So ein Käse!"

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Ein schwacher Robben konnte der Niederlande keine Impulse geben, er blieb beim Abgang sogar an einer ziemlich passiven Kühltruhe hängen.

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Kompromisslos: Deutschlands Defensive. (Im Bild: Badstuber und Hummels gegen Huntelaar)

Foto: EPA/Kim Ludbrook

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Abgebrüht: Mario Gomez (re)

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Charkiw - 9000 deutsche Fans spielten untertags gegen gut doppelt soviele Fans der Elftal in der nordostukrainischen Millionenstadt Charkiw nur eine Nebenrolle. Eine Einteilung, die sich am Abend auf dem Rasen des Metalist-Stadions nur ganz kurz bestätigte. Die Niederlande, nach der Auftaktpleite gegen die Dänen schwer unter Druck, versuchten selbigen sogleich an den Erzrivalen weiterzugeben.

Bondscoach Bert van Marwijk, erleichtert, dass sich Standardverteidiger Joris Mathijsen fit gemeldet hatte, vertraute hartleibig auf den formlosen Arjen Robben sowie auf Robin van Persie an vorderster Front, ließ also Klaas-Jan Huntelaar wieder auf der Bank. Aber Van Persie, ursprünglich nicht Wenigen ein Anwärter auf den Titel des EM-Schützenkönigs, vergibt gleich einmal zwei gute Chancen, die Nerven Oranjes zu beruhigen. Erst kommt er nach einem Doppelpass mit Wesley Snijder am Strafraum unnötig zu Fall (1.), dann erwischt der Schützenkönig von Arsenal London einen weiten Pass nur noch mit der Schuhspitze, Manuel Neuer im Tor des Vize-Europameisters hat keine Mühe (7.).

Die Deutschen, gegenüber dem Sieg über Portugal in unveränderter Formation, hätten gar nicht eines Weckrufs bedurft, waren ja ohnehin putzmunter, wenn auch kurzzeitig leicht unsortiert. Nach einem Schuss von Mesut Özil aus 17 Metern landet der Ball an der Stange und erst dann unter Maarten Stekelenburg (9.). Hinter dem Goalie der Niederlande liegt er dann nur eine Viertelstunde und fruchtlose Versuche der Elftal später. Mario Gomez, trotz seines Tors gegen Portugal wegen angeblicher Passivität kritisiert, bändigt das Gerät nach Pass von Bastian Schweinsteiger mit herrlicher Drehung und netzt zu seinem zweiten Turniertor (24.).

Das ist deutlich zuviel für das strapazierte Nervenkostüm der Niederländer, die bei einem Kopfball von Holger Badstuber nach Freistoß von Özil noch Glück haben (37.), gleich darauf aber zum wiederholten Mal äußerst jämmerlich verteidigen und so Gomez, neuerlich nach Pass von Schweinsteiger, den nächsten Torjubel ermöglichen (38.).

Van Marwijk brachte wie schon gegen Dänemark, aber gleich nach der Pause und also diesmal wesentlich früher, Huntelaar und Rafael van der Vaart ins Spiel. Viel neuer Mut wollte seine Mannschaft dennoch nicht beseelen. Vielmehr hätte der völlig unbeachtete Verteidiger Mats Hummels das Elend der Niederländer vertiefen können, scheiterte aber innert weniger Sekunden zweimal an Stekelenburg (52.).

Auf der Gegenseite bewahren Mathijsen mit einem Kopfball (57.) und Van Persie mit einem Schuss (58.) Neuer vor völliger Langeweile, richtig unter Druck kommen die Deutschen zunächst aber nicht. Nach 72 Minuten holt Joachim Löw Gomez vom Platz und gewährt Klose Auslauf, dessen Rolle als Ersatzmann er mit dem schicken Satz "Ein Trainer ist kein Idiot" begründet hatte.

Allerdings währt Gomez' Freude über den Sonderapplaus nicht lange, denn plötzlich gelingt den Niederländern, gelingt Van Persie mit sattem Schuss von knapp außerhalb des Strafraums der Anschlusstreffer (73.). Die auflodernde Hoffnung der Niederländer versuchen die Deutschen durch Verschleppung des Spiels einzudämmen. Coach Van Marwijk gießt mit Dirk Kuyt statt Robben Öl ins zarte Flämmchen. Das orange Aufbegehren kommt zu spät. Am Sonntag und gegen Portugal brauchen die Niederlande einen Sieg, alles andere liegt gegen Dänemark in deutscher Hand. (lü, DER STANDARD, 14.6.2012)

Gruppe B, 2. Runde, Mittwoch

Niederlande - Deutschland 1:2 (0:2)
Charkiw, Metalist-Stadion, 42.000 Zuschauer, SR Jonas Eriksson (SWE)

Torfolge:
0:1 (24.) Gomez
0:2 (38.) Gomez
1:2 (73.) Van Persie

Niederlande: Stekelenburg - Van der Wiel, Heitinga, Mathijsen, Willems - Van Bommel (46. Van der Vaart), De Jong - Robben (83. Kuyt), Sneijder, Afellay (46. Huntelaar) - Van Persie

Deutschland: Neuer - J. Boateng, Hummels, Badstuber, Lahm - Schweinsteiger, Khedira - Müller (92. L. Bender), Özil (81. Kroos), Podolski - Gomez (72. Klose)

Gelbe Karten: De Jong, Willems bzw. J. Boateng (im Spiel gegen Dänemark gesperrt)