Manchmal kippt die Stimmung ins Komische - etwa wenn grüner Glibber Künstler und Modell Tony Oursler die Sicht zuschleimt: " Slimewikiballs" (2009).

Foto: Galerie Steinek

Wien - Der amerikanische Künstler Tony Oursler ist eigentlich für seine " Dummies" bekannt. So nennt er seine Videoskulpturen, bei denen er riesige Augen, Münder oder ganze Gesichter auf unbelebte Objekte wie Puppen oder Kissen projiziert. Ins Groteske verzerrt erzählen diese von persönlichen Traumata und geben in nicht immer nachvollziehbaren Monologen philosophische Ansichten, manchmal aber auch nur ein Brüllen oder Stöhnen von sich.

Unter dem Titel Cumuliform sind nun in der Galerie Steinek jene Zeichnungen und Collagen zu sehen, auf denen der Künstler die Ideen für seine Skulpturen "anhäuft": Die Gesichter auf pastellfarbenen, wolkenartigen Flächen sind auch hier als Affektträger wichtig. Die teilweise gemalten, hauptsächlich jedoch aus Zeitungen ausgeschnittenen Köpfe driften körperlos und von den anderen isoliert durch Universen, die logisch betrachtet nur bedingt zugänglich sind. Fratzen oder aber auch kriechende nackte Körper verbreiten eine unheimliche, ziemlich beengende Stimmung, die jedoch auch kippen kann. Etwa dann, wenn der Kopf Ourslers mit grünem Glibber bedeckt den Durchblick zuschleimt. Oder wenn er das Foto eines Reinigungssprays wie eine Waffe auf ein mit Wasserfarben gemaltes, sich küssendes Liebespaar richtet.

Oursler, der die massenmedial verbreiteten Bilder aufzudröseln und neu zu ordnen versucht, bleibt in seinen Aussagen aber nicht immer so deutlich. Mit Bezug auf Freud und die Psychoanalyse, aber auch auf (pseudo)wissenschaftliche Theorien arbeitet er sich in das mit Neurosen und Obsessionen besetzte Unterbewusste hinein: Ohne räumliche Anker, die auf ein Oben und Unten verweisen, driften seine Figuren dort vollkommen haltlos durch wolkenartige Formationen, fremde Galaxien und TV-Geflimmer.

Davon ausgehend, dass ein Teil des Gehirns ausschließlich Gesten und Posen zu lesen versteht, spielen performative Aspekte auch in seinen Zeichnungen eine wichtige Rolle. Die Verquickung und Entgrenzung von Medien hat Tony Oursler aber auch mit allen anderen Ausdrucksformen erprobt: In der Ausstellung erzählt davon ein mit Video bewegtes rundes Gemälde, aber auch ein zartes, mit Wasserfarben gemaltes Bild - es zeigt einen Auftritt seiner Punk-Band The Poetics, die er 1977 mit den Künstlerkollegen Jim Shaw und Mike Kelley gegründet hat.    (Christa Benzer, DER STANDARD, 14.6.2012)