Trotz aller Innovationskraft kann nicht jeder überall gleichzeitig Erster sein. So erscheint BMW mit seiner viertürigen Coupé-Limousine just zu einem Zeitpunkt, da Mercedes bereits die zweite Generation eines vergleichbaren Automobils eingeführt hat (CLS). BMW hat es also spannend gemacht, könnte man sagen. Jedenfalls möchte man längerfristig keine Nische leer stehen lassen und schon gar nicht diese hier, die sich mittlerweile offenbar als wachsendes Segment erweist, wie auch Audi (A7) schon gezeigt hat. Und nicht zu vergessen, von der anderen Seite her: Porsche Panamera!

Foto: Skarics

BMW 640i Grand Coupé also. Naturgemäß bediente man sich im hauseigenen Baukasten, um eine derartige Karosserievariante zu erstellen. 5er-, 6er- und 7er-Coupé boten ausreichend Hintergrundmaterial. Das äußerliche Statement geht aber klar in Richtung Luxus: keine verkappte Heckklappe im Fließheck. Viertürer bleibt Viertürer, ist kein heimlicher Fünftürer, aber immerhin Fünfsitzer und Durchlademöglichkeit.

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Das Wesen des 640i spiegelt zuerst einmal BMW wider. Der Fahrer hat sich beim Einsteigen in die strenge Umgebung einzugliedern, erhält dafür aber diese einzigartige Verbindung zum Automobil, die Schamlose schon als Verschmelzung bezeichnen würden.

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Und schnell kommen wir zur großen Frage: Wie sehr kann dieses von der Limousine abstammende Auto in seiner Unmittelbarkeit, sprich: Sportlichkeit mit einem Porsche Panamera mithalten, der ja von der Kaste der Sportwagen abstammt? Hier leistet bereits die Markenphilosophie so viel Vorarbeit, dass niemand ernsthaft Zweifel an der Performance hegen kann.

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Und tatsächlich finden wir nur einen Punkt, der Sportlichkeit nicht im vollen, geradezu überschwänglichen Umfang repräsentiert: Ein Doppelkupplungsgetriebe (das bisher bei BMW eher skeptisch gesehen wurde, im Grunde aber immer schon gut zur Markenphilosophie gepasst hätte) wäre doch etwas schärfer als die Achtgang-Wandlerautomatik, so tapfer sie auch arbeitet.

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Grundsätzlich stellen jedoch BMW und die viertürige Limousine ein schlüssiges Konzept dar. Im Grunde liefert man hier sogar die Kernbotschaft der ganzen Marke, nämlich diese stringente Sportlichkeit gepaart mit doch recht unauffälligem Habitus im Alltag.

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Was die Technologie anlangt, sind wir schnell fertig: jede Menge Sicherheit serienmäßig, jede Menge Komfort-Hightech, die man extra zu bezahlen hat und so den sehr günstigen, noch fünfstelligen Neupreis doch hübsch in die Sechsstelligkeit hineintreiben kann (beim Sechser handelt es sich immerhin um einen technologisch potenten Gegner für Supersportwagen, die wesentlich mehr kosten).

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Der Sechszylinder mit seinen 320 PS lässt jedenfalls keine Langeweile aufkommen, genauso übrigens sein Bruder in Diesel mit 313 PS. Und in Kürze kommt noch der Achtzylinder mit 450 PS, wahlweise auch mit Allrad. (Rudolf Skarics, AutoMobil, DER STANDARD, 8.6.2012)

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