Huntelaar, der Schützenkönig von Schalke, wüsste, wie man Deutschen Tore schießt.

Foto: Geert Vanden Wijngaert

Charkiw - Derbystimmung im ukrainischen Nordosten. Die gegen Dänemark mit 0:1 sehr blamierten Niederländer müssen die EM-Angelegenheit ausgerechnet gegen den Traditionsliebling Deutschland (20.45 Uhr) geradebiegen. Die haben gegen Portugal zwar ihren Auftakt gewonnen, bei diesem 1:0 hat die Mannschaft von Joachim Löw die Zuschauer aber auch nicht gerade bezaubert.

Freilich ist die Ausgangslage für das ballesterische Gefecht in der Steppe so klar, dass der deutsche Teamchef sie sich sogar auszusprechen traut: "Jeder weiß, Holland steht unter Druck."

Zweitrundentrauma

Das tut Deutschland in gewisser Weise freilich auch. Immerhin verlor man unter Löw jede zweite Turnierpartie, 2008 1:2 gegen Kroatien, 2010 0:1 gegen Serbien.

Angeblich - so unken die Unken in der Ukraine - war diesbezüglich schon eine Voodoo-Priesterin bei Bert van Marwijk, dem Bondscoach. Der dabei aus dem Leben geschiedene Kapaun wurde, so hört man von den Dachspatzen, gemeinsam verspeist, um so das Gemeinschaftgefüge der Elftal zu stärken. Das war ja zuletzt nicht gerade eng, vermeldete nicht bloß der betont Marwijk-kritische De Telegraaf, sondern auch der bloße Augenschein am Samstag.

Mag der Gemeinsinn auch noch nicht gestärkt sein, das Selbstbewusstsein ist es allemal, weshalb Spielerwortspenden von einer gewissen Beschwörungskraft sind. "Die Abwehr der Deutschen ist okay, mehr aber auch nicht", vermeint etwa Rafael van der Vaart erkannt zu haben, "wenn ich die richtig guten Spieler der Deutschen nennen muss, komme ich nur auf drei: Özil, Götze und Schweinsteiger."

Arjen Robben allerdings, der Bayer, warnt vor der zu blauäugigen Großmäuligkeit, die auch Teile der niederländischen Presse erfasst hat: "Was auch immer passiert, die Deutschen lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Nicht durch Geschrei und nicht durch große Schlagzeilen."

Letztere schreibt ohnehin das holländische Team selber. Van Marwijk kann den internen Streit kaum beherrschen. Robin van Persie, Klaas-Jan Huntelaar und van der Vaart sind einander nicht hold, schon hat sich der Gottseibeiuns jedes Turniers, Johan Cruyff, zu Wort gemeldet. Er sprach: "Es muss sehr schnell viel besser werden."

Defensive Stabilität

Löw reibt sich angesichts dieser schon an einen veritablen Lagerkoller gemahnenden Streitereien die Hände. Verdecken sie doch zumindest medial die Baustellen im deutschen Lager. Denn da hat van der Vaart schon recht: Das Gelbe vom Ei war die Vorstellung gegen Portugal nicht, vor allem Özil und Schweinsteiger schwächelten schmerzhaft.

"Nach vorne", so Löw, "war noch nicht die Durchschlagskraft da. Aber die Abwehr ist immer das Sensibelste. In der Qualifikation gewinne ich lieber mal 4:1, 5:2. Im Turnier ist es aber wichtig, die defensive Stabilität zu haben." (wei, DER STANDARD, 13.6.2012)

Gruppe B, 2. Runde, Mittwoch

Niederlande - Deutschland
20.45 Uhr, Charkiw, Metalist-Stadion, SR Jonas Eriksson/SWE

Niederlande: 1 Stekelenburg - 2 Van der Wiel, 3 Heitinga, 4 Mathijsen, 15 Willems - 6 Van Bommel, 8 N. De Jong - 11 Robben, 10 Sneijder, 20 Afellay - 16 Van Persie

Ersatz: 12 Vorm, 22 Krul - 13 Vlaar, 21 Boulahrouz, 5 Bouma, 14 Schaars, 17 Strootman, 23 Van der Vaart, 9 Huntelaar, 18 L. De Jong, 7 Kuyt, 19 Narsingh

Deutschland: 1 Neuer - 20 Boateng, 14 Badstuber, 5 Hummels, 16 Lahm - 7 Schweinsteiger, 6 Khedira - 13 Müller, 8 Özil, 10 Podolski - 23 Gomez

Ersatz: 12 Wiese, 22 Zieler - 4 Höwedes, 17 Mertesacker, 3 Schmelzer, 15 L. Bender, 19 Götze, 2 Gündogan, 18 Kroos, 21 Reus, 9 Schürrle, 11 Klose