Nur schön unter sich bleiben, dieses altbewährte Sedativum wird in Krisenzeiten dauereingesetzt. Und weil das Gespür fürs G'hörtsich offenbar im Laufe der jüngeren Evolution abhandengekommen ist, wurde die Grenzziehung zwischen Freund und Freunderl in Gesetze (und manches Kindlein mit dem Bade aus-)gegossen. Einigen Kunstmanagern hatte man ja ihre rege Reisetätigkeit vorgeworfen. Man könne doch auch vom Ikeaschreibtisch aus agieren, gibt ja schließlich Telefon, Skype und Internet. Eh. Sparen!

Weshalb Weltläufigkeit derzeit also nur mehr spärlich zu finden ist. Man wählt das Nächstliegende. Und den Nächstbesten. Auf alle Fälle: jemanden aus nächster Nähe. Nehmen wir beispielsweise den wichtigen und hochdotierten Kunstpreis einer großen österreichischen Bank, der nicht nur in der Wiener Regional-Liga von Bedeutung ist.

Nicht unbedingt nur Expertise in Sachen zeitgenössischer Kunst ist nämlich der gemeinsame Nenner der Juroren (darunter etwa die Generalsekretäre des Österreichischen Städte- und Gemeindebundes). Sondern: Büroadresse in Wiener Innenstadtlage. Folglich: kostenfreie An- und Abreise.

"Wer die Wiener Innenstadt überblickt, überblickt Österreich", merkte dazu unlängst ein Kulturmanager aus Linz bitter an. Und womit? Mit Recht. (Andrea Schurian, DER STANDARD, 13.6.2012)