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Kanada galt bisher genauso wie Australien als "stabiler Hafen" für Investoren. Der Wohnimmobilien-Markt von Toronto (Archivbild aus 2009) könnte sich aber bald schon überhitzen, warnen Beobachter.

Foto: Reuters/Roussakis

In Toronto wird so viel gebaut wie nirgendwo sonst in Nordamerika: In der größten Stadt Kanadas sind derzeit 173 Türme mit so genannten "Condos" (Kurzform für "Condominiums"; Eigentumswohnungen, Anm.) in Bau - neben den 325, die es ohnehin schon gibt. Die 5,8 Millionen Einwohner Torontos - jeder Zweite davon wurde nicht in Kanada geboren - sehen sich einem Wald an Baukränen gegenüber.

Und seit einiger Zeit werden auch Warnungen laut, es könnte sich hier um eine gigantische Immobilienblase handeln. Denn die Preise kennen seit 15 Jahren nur eine Richtung: nach oben.

Käufer aus dem Ausland

Getrieben wird dieser Boom hauptsächlich von ausländischen Käufern - zumindest glauben das professionelle Marktbeobachter zu wissen, solche wie der Makler Al Daimee mit einem Büro in der City von Toronto. Ihm zufolge sind ausländische Käufer für den allergrößten Teil der aktuellen Wohnungsverkäufe verantwortlich, wie er gegenüber Reuters erklärte.

Belastbares Zahlenmaterial, wie viele der Käufer auf dem Immobilienmarkt tatsächlich aus dem Ausland kommen, gibt es in Kanada freilich nicht; sie werden schlicht nicht erhoben. Die viel wichtigere Frage ist für Experten aber, ob dem Markt nicht eine "harte Landung" blühen könnte, wenn die globalen Investoren aus den viele Jahre lang steigenden Preisen demnächst Kapital schlagen wollen.

Sicherer Hafen

Kanada galt bisher genauso wie Australien für global aktive Immobilien-Investoren als überaus sicherer und stabiler Ort zum Parken ihres Geldes. Beide Länder wurden von der aktuellen Wirtschafts- und Finanzmarktkrise kaum beeinträchtigt, und viele halten auch eine Immobilien-Blase wie in den USA für unmöglich. Hypotheken wurden hier nicht hübsch verpackt und wieder verkauft, und vor allem sei der "subprime"-Markt verschwindend klein, so der Tenor auf einer kürzlich abgehaltenen Immobilien-Konferenz in der Stadt am Lake Ontario.

"Viele Leute denken, ausländische Investoren kommen nur hierher um zu kaufen, kaufen, kaufen. Das ist aber völlig falsch, den diese sind viel vorsichtiger als einheimische Käufer", meint Tony Ma, Chef des Maklerunternehmens HomeLife Landmark Realty Inc. Brokerage in Toronto. Tatsächlich führten die historisch niedrigen Zinsen der letzten Jahre zu vermehrter Kreditaufnahme unter den Einwohnern Torontos, viele erfüllten sich bereits den Traum vom Eigentum auf Kredit.

Eine Zeitlang dürfte das jedenfalls noch so weitergehen, denn die Preise sind auch nach 15 Jahren des Anstiegs immer noch vergleichsweise günstig: Der Durchschnittspreis für eine Appartmentwohnung liegt bei 378.000 kanadischen Dollar (rund 293.000 Euro), weniger als die Hälfte von dem, was im Schnitt für ein Haus hingelegt werden muss (821.000 CAD bzw. 637.000 Euro).

Preisunterschiede steigen

Dennoch bereitet man sich zumindest auf ein Abschwächen des Marktes vor. "Niemand weiß genau, wie sich der Markt für Eigentumswohnungen in den nächsten Jahren entwickeln wird", sagte Steve Gagro, Immobilien-Spezialist der Laurentian Bank of Canada. Schon jetzt werden die Finanzierungen schwieriger, sagen Entwickler; Makler wundern sich über den größer werdenden Preisunterschied zwischen neu gebauten und gebrauchten "Condos". Das Angebot steige außerdem weiter, während es nur eine Handvoll großer Player gebe. Insgesamt würden die Investoren nervöser, sagen Beobachter.

Ob diese Nervosität gerechtfertigt ist, wird sich noch zeigen. Laut einer Analyse der Bankenaufsicht FSCO (Financial Services Commission of Ontario) nehmen jedenfalls Bargeld-Deals mit ausländischen Käufern zu; Banken und Entwickler schwächen so ihr Risiko ab. In derselben Studie heißt es aber auch, dass selbst eine Preiskorrektur nach unten nicht zu substanziellen Investitions-Abflüssen aus dem Ausland führen würde. (map, derStandard.at, 12.6.2012)