Da steht er nun also, der erste Golf GTI mit oben ohne, wartet auf die erste Testfahrt rund um München. Gut schaut er aus, wenn das Dach zu ist. Denn es ist aus Stoff - und kein Hardtop, das sich raumgreifend im Kofferraum ausbreitet, wenn es keinen Schatten spendet.

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Doch kaum ist das Dach offen, fehlt etwas: der Henkel, wie wir ihn von längst gealterten Golf-Cabriolets noch kennen.

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Seinerzeit, vor inzwischen mehr als 35 Jahren, da war man wer, mit einem Golf GTI - auf dem Land sprach man das selbstredend nur Tschi-Ti-Ei aus. Oder wenn man ein Golf Cabriolet hatte. Ab Juli kann man endlich beides auf einmal haben. Er kommt, der 210 PS starke GTI - gerne auch mit Doppelkupplungsgetriebe -, zum Offen-Fahren. Oh Wörthersee, was willst du Meer? Einen Henkel.

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Beim GTI Cabriolet springt binnen eines Sekundenbruchteils der Überrollschutz aus der Karosserie, wenn der Golf die Räder gen Himmel streckt. Vor ein paar Jahren noch hatte das Golf-Cabriolet einen mächtigen Überrollbügel an der B-Säule.

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Wirklich beliebt war der Bügel nicht, auch wenn er gleich in mehrfacher Hinsicht sinnvoll war - nicht nur, wenn man den Golf auf das nicht vorhandene Dach gelegt hat. Der Henkel gab dem Wagen auch zusätzliche Steifigkeit.

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Der Überrollbügel war aber auch das perfekte Werkzeug zum lässigen Einsteigen bei offenem Dach und Fenster. Linke Hand auf die A-Säule, rechte Hand auf den Henkel, Schwung holen und in den Sitz springen. Gut, wir wollen jetzt nicht wissen, wie viele Zähne deswegen im Handbremshebel stecken blieben. Aber wenn man es konnte, machte das Eindruck.

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Oben auf dem Kahlenberg setzte man sich mit dem Hintern auf den Bügel, stützte die Füße an der Windschutzscheibe ab. Dann griff man sich romantisch bei den Händen und beobachtete, wie Wien im satten Abendrot ertrank.

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Kollege Fidler fuhr einst auch ein Golf Cabriolet. Er erstand seinen gebrauchten Golf von einem Herrn Wolf. Und er liebte den Henkel, weil dieser so praktisch war. Er klemmte, im Zuge einer Haussanierung, Thujen und Trauerweiden darunter fest, die er nie in den Kofferraum gebracht hätte. "Ein Golf GTI Cabrio mit Bügel wäre ein top motorisierter Pick-up", fällt ihm ein.

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So abwegig ist das gar nicht. Denn der GTI war schon immer beliebt, weil er Sport und Alltagstauglichkeit verband. Das schafft nun auch das Cabriolet, mit vier vollständigen Sitzen und einem Kofferraumvolumen von immerhin noch 250 Litern. Legt man die Rücksitze um, werden es noch mehr. Nur der Henkel fehlt.

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Der typische Kühlergrill ist da, in Wabenform und rot umrandet. Die Sitze sind mit dem klassischen Karostoff überzogen. Er ist tiefergelegt und fährt sich knackig sportlich - vor allem, wenn man die Fahrwerksregelung DDC auf Sport stellt. Da wird dann auch die Lenkung gleich deutlich ehrlicher.

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Der Sound ist innen aufregender als außen – was dem Soundgenerator zu verdanken ist -, und der Durchschnittsverbrauch liegt bei braven 7,6 Liter. Nur dieser Henkel fehlt, selbst im Zubehörkatalog. (Guido Gluschitsch, AutoMobil, DER STANDARD, 1.6.2012)

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