Sehr unterschiedliche Fälle: Volker Eichelmann und Kaucyila Brooke.

Foto: Georg Petermichl

Wien - Vom "Fall" erzählt die Ausstellung bei Andreas Huber, doch mit sofort auftauchenden Assoziationen zu Börsenkursen hat es reichlich wenig zu tun. Im Hauptraum der Galerie sieht man vielmehr Fotografien, auf denen Wasserfälle zu sehen sind. Die Serie stammt von der amerikanischen Künstlerin Kaucyila Brooke, die in ihrer Arbeit auch schon ganz andere Dinge zu Fall gebracht hat.

Den Schöpfungsmythos zum Beispiel, den bei ihr Madame und Eve bzw. Adam und Steve gekonnt demontieren. In der Auseinandersetzung mit Ursprungsmythen geht es ihr immer auch um die Wahrnehmung der Natur. Auch diesmal rückt sie deren Künstlichkeit ins Zentrum: Durch eine lange Belichtung ist auf den Bildern gar kein Wasser zu sehen, sondern nur noch ein weißer, schimmernder Streifen, der in gewaltige Schluchten einbricht. Die Wasserfälle hat die Künstlerin noch in der Dunkelkammer entwickelt; die Serie After Morandi and after GLH ist ihr erstes digitales Fotoprojekt: Es zeigt Vasen aus ihrer Sammlung, die sie in Anlehnung an reduzierte Stillleben des Malers Giorgio Morandi sehr erotisch inszeniert hat.

Obwohl das Fließen von Formen und Farben auch bei Volker Eichelmann wichtig ist, hat er das Fallen ganz anders interpretiert. Inspiration für seine neuen Bilder und Installationen war in den 1970er-Jahren ein Fest für Karl Lagerfeld. Motto für den Abend war Gilles de Rais, ein Serienmörder, der angeblich mit dem Teufel paktierte und ganze Schriftsteller- und Künstlergenerationen fasziniert hat.

Aber so gut die dekadente Geschichte auch ist, in der Ausstellung kriegt man abgesehen vom Pressetext nicht viel davon mit. Zu sehen sind formale Experimente des Künstlers, die man am ehesten farblich mit rauschenden Festen in Zusammenhang bringt. Über Holzpaneele hat Eichelmann bunte Tücher und Transparente drapiert, die die Malerei ins Dreidimensionale erweitern. Auch seine Leinwandarbeiten haben weniger mit dem Bösen als mit der (ironischen) Wiederaneignung malerischer Ausdrucksformen zu tun.

Es handelt sich um gestische Abstraktionen, die zwar nach den Schlössern des Serienmörders benannt sind, die aber nicht kühl oder exzentrisch, sondern fast klassisch gefühlsbetont sind. (Christa Benzer, DER STANDARD, 6.6.2012)