Der Film "Gib mir die Welt plus fünf Prozent".

Foto: Film "Gib mir die Welt plus fünf Prozent"

Die finanzielle Dauerkrise seit 2008 hat dazu geführt, dass viele Menschen sich nun verstärkt mit Wirtschaftsfragen beschäftigen. Klassische Fragen wie die, woher das Geld kommt, werden nun nicht mehr nur unter Experten verhandelt. Der Erfolg von Büchern wie "Das Gespenst des Kapitals" von Joseph Vogl oder "Schulden" von David Graeber zeugt von diesem gewachsenen Interesse. Es gibt allerdings auch eine populistische Beschäftigung mit den Grundlagen unseres Wirtschaftssystems, deren Interesse nicht immer sofort leicht zu erkennen ist.

Ein Beispiel ist der Film "Gib mir die Welt plus fünf Prozent", der auf fast allen wichtigen Videoportalen zu finden ist (ich verdanke den Hinweis der Filmemacherin Carmen Losmann), und der so etwas wie eine Basiserzählung der Geldwirtschaft bietet, und zwar durchaus in dem Sinne, wie Aristoteles die Chremastik von den natürlichen Erwerbsformen unterschieden hat.

In diesem Film, der auf der Erzählung "I Want the World plus 5 Percent" von Larry Hannigan beruht, macht sich eine Figur namens Fabian daran, das Geld zu erfinden. Und zwar aus einem "niedrigen" Motiv: Fabian ist Handwerker, er möchte aber nicht mehr arbeiten, sondern er sucht eine Herausforderung, und so schlägt er eines Tages den Menschen in seiner Welt vor, von Natural- und Tauschwirtschaft auf ein neues Zahlungsmittel umzustellen, das er ausgibt.

Von diesem Punkt an liefert der Film eine relativ nachvollziehbare Darstellung der Differenzierung der einzelnen Finanzinstrumente bis zur abschließenden Vision einer weltweiten Kreditkarte mit einer Identifikationsnummer, die jedem Inhaber auf die Haut tätowiert werden würde. Der dubiose Kern dieser Erzählung liegt in der durchgehaltenen Personalisierung des Urhebers: Das System beruht auf einer Person und einem darum gruppierten Kreis von "Erleuchteten".

Was die modernen Systemtheorien als "autopoietische" Prozesse begreifen, die sich gewissermaßen von selbst vollziehen und für die die Gesellschaft letztendlich nur sich selbst in ihrer Gänze verantwortlich machen kann, wird hier zu einer Verschwörung, die ein Einzelner und dann eine Gruppe über die Menschen gebracht haben. Dieses Individuum Fabian ist nach Meinung von Kritikern eine kaum verschlüsselten Chiffe für eine jüdische Urheberschaft des Zins- und Kreditwesens.

Und entsprechend kursiert "Gib mir die Welt plus fünf Prozent" auch verstärkt in rechtsextremen Kreisen, deren dürftige Wirtschaftspolitik ja vor allem auf Entdifferenzierung hinausläuft. Der Film ist ein gutes Beispiel dafür, wie bestimmte Formen der Kritik an der Geldwirtschaft unter der Hand in den Dienst eines gegenmodernen bis ausdrücklich rechten Weltbilds gestellt werden. Die naive Form eines Zeichentrickfilms eignet sich dabei besonders, denn auf diese Weise können schon Kinder an den Gedanken gewöhnt werden, dass das Geld durch einen faulen Handwerker in die Welt kam.