Das neue "Top-Jugend-Ticket" für die Ostregion gilt auf allen Strecken.

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Baden - Für Schüler und Lehrlinge in der Ostregion gibt es ab dem Schuljahr 2012/13 eine neue Jahresnetzkarte, mit der sie um 60 Euro im Jahr auf allen Strecken und an allen Tagen fahren können. Neben diesem "Top-Jugend-Ticket" wird ein Jugend-Ticket um 19,60 Euro für die Strecke zwischen Wohnort und Schule oder Ausbildungsstätte angeboten. Familienminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) will das Modell auch auf andere Bundesländer ausweiten.

Verhandlungen seien im Gang, zeigte sich Mitterlehner bei einer Pressekonferenz am Montag in Baden optimistisch für eine flächendeckende Lösung. Die Neureglung wurde in Abstimmung mit den Landeshauptleuten von Wien, Niederösterreich und dem Burgenland getroffen. Sie betrifft 460.000 Schüler und 41.600 Lehrlinge - das sind rund 40 Prozent aller österreichischen Schüler und Lehrlinge. Derzeit besitzen nur 261.000 Schüler und 20.000 Lehrlinge Freifahrttickets. Die Kosten von jährlich 130 Millionen Euro, die der Familienlastenausgleichsfonds trägt, werden in etwa gleichbleiben, erläuterte Mitterlehner. Das erweiterte Angebot werde auch den geänderten Lebensrealitäten angepasst, verwies er auf die steigende Zahl an Patchwork-Familien.

"Signal an die Jugend"

Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) nahm anlässlich des bereits traditionellen "Drei-Länder-Treffens", bei dem gemeinsame Problemfelder erörtert werden, auf die prognostizierte Bevölkerungsentwicklung in der Ostregion Bezug: Bis zum Jahr 2030 werde ein Zuwachs von 400.000 Menschen erwartet, weshalb die Politik insbesondere auf die daraus entstehenden Spannungsfelder Wohnen, Arbeiten und Mobilität reagieren und u.a. den öffentlichen Verkehr weiter forcieren müsse. Derzeit würden 126.000 Menschen nach Wien ein- und 50.000 auspendeln. Das attraktive Top-Ticket sei ein Signal an die Jugend, dem öffentlichen Verkehr Vorrang zu geben, und ein politisches für den föderalen Gedanken. Da das Ticket in der Freizeit ebenfalls zu nutzen ist, sei es auch ein Beitrag zu mehr Verkehrssicherheit der Jugend.

Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) betonte, dass die im Hinblick auf die Verkehrsinfrastruktur früher benachteiligte Ostregion stark aufgeholt habe. Die Pendlerproblematik habe für Wien große Bedeutung, grundsätzlich wolle man eine Verlagerung zum öffentlichen Verkehr hin. Es mache für niemand Sinn, wenn die Stadt im Verkehr erstickt. Zur "Parkpickerl"-Diskussion in Wien meinte er, dass die Widerstände bei der Einführung 2003 noch viel höher gewesen seien als jetzt vor der geplanten Ausweitung, die Zufriedenheit sei in den Jahren aber erheblich gestiegen.

30.000 burgenländische Pendler

Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) bezifferte die Ersparnis durch das Top-Jugend-Ticket mit bis zu 738 Euro im Jahr (derzeit haben manche aufgrund des kurzen Anfahrtsweges kein Anrecht auf ein Freifahrtticket, Anm.). Aus dem Burgenland würden 30.000 Menschen in den Großraum Wien pendeln, darunter viele Lehrlinge. (APA, 4.6.2012)