Dem Aufschrei über ein mutmaßliches Fotografierverbot an einem öffentlichen Wiener Platz sind nur eine Handvoll Menschen gefolgt

Vergangenen Mittwoch berichtete derStandard.at über ein Fotografierverbot an der Ecke Schönbrunner Straße und Grünbergstraße in Wien-Hietzing - der Nordosteingang des berühmten Schlossparks dürfe nicht abgelichtet werden, weil er sich am Vorplatz der Chinesischen Botschaft befindet, bestätigte auf entschlossene Weise auch ein Securitymitarbeiter beim Lokalaugenschein. 

Foto: derStandard.at/mm

Im weiteren Verlauf ruderte die Botschaft zurück: Ein Fotografierverbot habe es ohnehin nie gegeben, man habe auch das Sicherheitspersonal angewiesen, Touristen nicht mehr am Fotografieren zu hindern. Dafür schaltete sich das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) ein.

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Bei vielen Usern löste das (Doch-nicht-)Fotografierverbot Entrüstung aus, mehrfach wurde eine Versammlung vor Ort gefordert, um den Platz und das Gebäude kollektiv zu fotografieren. Auch derStandard.at-User Robert rief dazu auf: "Die Aktion soll ausdrücklich kein Protest gegen China sein, sondern die Chuzpe der neuen Bewohner des Hauses anprangern, auf öffentlichem Grund noch dazu nahe eines weltbekannten Tourismuszieles, ernsthaft zu glauben, Verbote irgendwelcher Art durchsetzen zu können."

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Auf Facebook schlossen sich über hundert Menschen dem Aufruf zu einem Foto-Flashmob am Samstagmittag an. Die Zahl der tatsächlich Anwesenden hielt sich aber in engeren Grenzen. Zwei, vielleicht drei Dutzend Hobbyfotografen umzingelten das Haus mit der Aufschrift "XAIPE".

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"Das hab ich mir eh so vorgestellt. Vielleicht haben sich einige von der Polizei abschrecken lassen", sagt ein Mann mit grauem Bart und Pferdeschwanz. Schon kurz vor zwölf Uhr haben sich rund zehn Beamte um das Grundstück positioniert, eine kleinere Gruppe direkt vor dem Eingang zur Botschaft, mit Pressefotografen feixend.

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"Wahrscheinlich hätte es auch anders ausgeschaut, wenn das Wetter besser gewesen wäre", meint der mit dem Bart und und schaut hinauf zu den grauen Wolken. "So sind sie, die Berufsdemonstranten. Das war aber bei uns vor zwanzig Jahren nicht anders", sagt er und grinst. (mm, derStandard.at, 2.6.2012)

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