Graz - Bevor er im sommerlichen Salzburg zusammen mit Regisseur Martin Kusej wieder eigenwillig in die Welt Mozarts eintaucht, wird Dirigent Nikolaus Harnoncourt noch für eine gewisse Zeit daheim vorbeischauen. Bei der "styriarte" (bis 27. Juli) also, jenem Festival, das 1985 gegründet wurde, um ihn etwas näher an seine Heimatstadt Graz zu binden. Natürlich, das Programm wird insgesamt auch darauf hinweisen, dass Harnoncourt längst nicht mehr nur ein Spezialist für Alte Musik ist, sondern ein Vielseitiger, der für sich auch wesentliche Teile des romantischen Repertoires erobert hat.

Diesbezüglich wird vor allem Jacques Offenbachs Operette La Grande-Duchesse de Gerolstein informieren, die am Samstag in der Helmut-List-Halle in einer Inszenierung von Jürgen Flimm dem Publikum präsentiert wird. Bei der Grazer Produktion handelt es sich um eine Aufführung der Pariser Urfassung des Werks von 1867 in Koproduktion mit dem Opernhaus Zürich.

Jacques Offenbachs (eigentlich Jakob Eberst und aus Köln stammend) Großherzogin von Gerolstein war für Karl Kraus die Operette schlechthin, "im höchsten Sinn eines Genres, das als der leibhaftige Schritt vom Erhabenen zum Lächerlichen, in den Irrsinn seiner Sphäre den der Wirklichkeit übernimmt und auflöst".

Diese Operette, eine Parodie auf das Militär, wird mit deutschen Zwischentexten gespielt; Flimm hält sie für eine sehr schöne Geschichte: "Man freut sich vor allem bei dem Stück, weil Offenbach das Militär hier so runtermacht. Und weil man nach dem Irakkrieg so richtig Lust hat, ein bisschen drüber lachen zu können." Es singen unter anderem Marie-Ange Todorovitch, Sophie Marin-Degor, Markus Schäfer, Philippe Duminy und Deon van der Walt. Das Chamber Orchestra of Europe und der Arnold-Schoenberg-Chor ergänzen das Ensemble.

Harnoncourt wird daneben natürlich noch einiges konzertmäßig zu tun haben. Es wird eine weitere Beethoven-Begegnung mit dem französischen Starpianisten Pierre-Laurent Aimard geben; er dirigiert auch Händels Alexanderfest, dem das heurige "styriarte"-Motto "Die Macht der Musik" entnommen ist.

Eine Neuheit stellen die "Feste" dar mit ihrem kulinarischen Angebot. Hier wird Musik leicht serviert, abseits der üblichen Konzertrituale. So bietet "Don Giovannis Fest" in Schloss Eggenberg zum Preis von 165 Euro pro Person neben Musik von Mozart und Gazzaniga auch ein mehrgängiges Menü. Auch "Orpheus" ist ein großes Fest gewidmet. Daneben gibt es bei der "styriarte" eine Gerd-Kühr-Personale, bei der der Komponist als Dirigent in Erscheinung treten wird.

Wieder zu Gast ist auch der katalanische Gamben-Zauberer und Dirigent Jordi Savall, der unter anderem zum Abschluss des Festivals Monteverdis Marienvesper in der Pfarrkirche Pöllau bringen wird. Der Grazer Pianist Markus Schirmer wird Mussorgskys Bilder einer Ausstellung sowie Werke von Ravel spielen.

Der Grazer Operettenkönigin Marie Geistinger wird schließlich in einem eigenen Konzert im Schauspielhaus gedacht. Alexandra Reinprecht schlüpft in die großen Rollen der Diva. (DER STANDARD, Printausgabe vom 21./22.6.2003) Karten: (0316) 82 50 00