... auf Pro 7 können Passanten auf ihr Glück setzen, kommen aber im Versagensfall auch für die Unkosten auf.

Ein etwas vulgär aussehender Showpraktikant im Smoking wanzt sich an harmlose Zeitgenossen heran und stellt ihnen folgendes Geschäft in Aussicht: Wenn Sie mich, liebreizende Dame, geehrter Herr, im Dosenschießen besiegen, erhalten Sie von mir ein neues Handy geschenkt!

Lahmt jedoch Ihr Arm, entzieht Ihnen womöglich die wetterwendische Fortuna die Huld, müssen Sie mir Ihr eigenes Handy ausliefern. Ein Baseball-Pitcher schlägt das fragile Ding hernach in die Erdumlaufbahn. (Falsch: Es zerbirst in tausend Stücke!) Die hohe Schule des Kapitalismus: Der Anreiz zum Erwerb eines Konsumartikels überwiegt weitaus alle Bedenken hinsichtlich der Sicherung des eigenen Wohlstands - und sei er auch noch so bescheiden. Die Fertigkeit im Dosenschießen aber unterliegt keiner erkennbaren Verwertungslogik. Sie gehört mithin zu jenen Kulturtechniken, die wir entbehren können - außer natürlich, wir verspüren die Gier nach einem neuen Handy. Wie viel klüger erscheint da der göttliche Harald Schmidt Mittwoch spätabends: Er verzehrt im Echttempo ein lauwarmes "Wienerwald"-Hendl und zeigt, dass sich im Unterhaltungsgewerbe buchstäblich alles verwerten lässt. Und es schmeckt obendrein so gut! (poh/DER STANDARD; Printausgabe, 21./22.6.2003))