Bild nicht mehr verfügbar.

Ein US-Bürger, der Verbindungen zur Terror-Organisation El Kaida eingestanden hat, soll einen Anschlag auf die Brooklyn-Bridge geplant haben

foto: reuters/east

Bild nicht mehr verfügbar.

Patrouillen auf der Brooklyn Bridge: Die strengen Sicherheits-vorkehrungen auf der New Yorker Hängebrücke seit dem 11. September haben offenbar einen neuen Anschlag der Al-Kaida vereitelt.

Foto: REUTERS/Shaun Best
Washington/New York - Ein Jahr nach den Anschlägen auf das Pentagon und das World Trade Center bereitete das Terrornetzwerk Al-Kaida offenbar einen weiteren Doppelschlag in den USA vor: Im Herbst 2002 kundschaftete der gebürtige Pakistani und US-Bürger Iyman Faris die Brooklyn Bridge in New York aus und suchte nach Geräten für die Entgleisung eines Zugs im Großraum Washington.

Angesichts der starken Sicherheitsvorkehrungen an der Hängebrücke, die Manhattan mit dem Stadtteil Brooklyn verbindet, ließ Faris den Plan im März dieses Jahres endgültig fallen: "Das Wetter hier ist zu heiß", sandte er als kodierte Nachricht zu seinem Al-Kaida-Kontaktmann nach Pakistan.

"Schweigepflicht"

Faris, ein 34-jähriger Lastwagenfahrer aus Columbus im US-Bundesstaat Ohio, wurde kurze Zeit später verhaftet. Bereits am 1. Mai erhob das Bundesgericht in Alexandria, Virginia, gegen ihn Anklage wegen Unterstützung der Terrororganisation Al-Kaida und der Planung von Anschlägen. US-Justizminister John Ashcroft enthüllte die Anschlagspläne erst am vergangenen Donnerstag in Washington. Die "Schweigepflicht" über die Anklage sei an jenem Tag ausgelaufen, erläuterte der Minister. Tatsächlich kommt Ashcroft der "Fall Faris" nicht ungelegen, da er zuletzt in einem Untersuchungsbericht seines eigenen Ministeriums wegen der Welle von Inhaftierungen nach dem 11. September 2001 kritisiert wurde.

Der Anklageschrift zufolge reiste Faris, 1969 im pakistanischen Teil Kaschmirs unter den Namen Mohammed Rauf geboren und 1994 in die USA eingewandert, im Jahr 2000 über Pakistan nach Afghanistan und wurde dort in einem Trainingslager Osama Bin Laden vorgestellt. Bin Ladens Gefolgsleute waren zuerst an der Beschaffung von Ultraleichtflugzeugen interessiert - Faris hatte auch Flugstunden genommen -, nach einer Reihe weiterer Kontakte in der Folgezeit nahmen die Pläne für einen Anschlag im Jahr 2002 konkrete Gestalt an: Faris sollte eine New Yorker Hängebrücke auskundschaften - nach Informationen von New York Times und CNN handelte es sich um die Brooklyn Bridge - und dabei auch Geräte für autogenes Brennschneiden beschaffen.

Faris gesteht

Mit den Brennschneidern sollte die Hängekonstruktion der Brücke beschädigt werden. Wie weit die Vorbereitungen für diesen und einen weiteren, zeitgleich geplanten Anschlag gediehen sind, untersucht das FBI derzeit noch. Faris "hatte offensichtlich Kontakte zu Al-Kaida-Leuten und muss deshalb als einigermaßen wichtig eingeschätzt werden", zitierte die NYT einen FBI-Vertreter, "aber wir sind noch nicht sicher, ob er diese Pläne wirklich hätte verwirklichen können".

Faris gab jedenfalls die Anschuldigungen bald nach der Festnahme zu, offensichtlich auch, um eine unbefristete Inhaftierung als "feindlicher Kämpfer" wie im Fall der Taliban- und Al-Kaida-Gefangenen auf Guantánamo zu vermeiden. Das Bundesgericht soll am 1. August das Urteil fällen. Faris droht eine Höchststrafe von 20 Jahren Gefängnis und eine Geldstrafe von einer halben Million Dollar (427.387 Euro).

Justizminister Ashcroft bezeichnete Faris' Tätigkeit als Lastwagenfahrer als Deckmantel: "Er fuhr kreuz und quer durch das Land, lieferte an Flughäfen und Geschäfte, ohne Verdacht zu erregen. Aber Faris führte ein geheimes Doppelleben und schloss sich Al-Kaidas Kampf gegen Amerika an." (red, Reuters) (DER STANDARD, Printausgabe, 21./22.6.2003)