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User werden nun unfreiwillig zu Werbeträgern

Foto: ap

Wie die New York Times am Donnerstag berichtete, hat ein junger Kalifornier, Nick Bergus, auf Amazon ein etwas unübliches Produkt entdeckt: 55 Gallons, also in etwa 200 Liter, Gleitmittel. Belustigt von seiner Entdeckung hat Bergus den Artikel am Valentinstag auf seiner Facebook Pinnwand geteilt.

User als Werbekraft

Geführt hat das dazu, dass innerhalb einiger Tage Facebook-Freunde von Bergus das Posting, versehen mit seinem Namen und seinem Foto, auf verschiedenen Facebook-Seiten als Werbung angezeigt bekommen haben. Allem Anschein nach hat Facebook diese Statusmeldung in eine Werbeanzeige verwandelt. Bezahlt wurde das Ganze von Amazon.

Wer schweigt, scheint zuzustimmen

Konkret fällt die Werbeanzeige bei Facebook unter die Kategorie "Sponsored Stories", welche bisher von Seitenbetreibern während der Erstellung von Werbeanzeigen gewählt werden konnte. Dabei konnte man gezielt Statusmeldungen bewerben oder Freunden von Fans einer Seite das "Like" anzeigen lassen. Das bedeutet Folgendes: Wenn jemand auf einer Seite "Gefällt mir" klickt, wird im Falle einer Werbeanzeige der Seite den Freunden angezeigt, dass man die Seite mit einem "Like" versehen hat. Zustimmung braucht Facebook dafür keine eigene, denn dies wird bereits bei der Anmeldung mit der Zustimmung der Nutzungsbedingungen abgeklärt.

Neue Werbeformen unter Börsendruck

Um den Kunden von Facebook, sprich den Werbenden, mehr Optionen zu bieten, werden jetzt Links und Statusmeldungen von Usern dazu verwendet als Werbeanzeigen zu dienen. Empfehlungsmarketing der Freunde funktioniert immer noch besser als von Werbern erstellte Anzeigen mit schlechten Slogans. Und billiger ist es auch, denn man muss keinen Werbetexter engagieren. Dass es einigen Usern sauer aufstößt, dass Facebook nun von User generierten Content dazu verwendet, Werbung zu kreieren, ist verständlich. In Anbetracht der IPO-Schwierigkeiten und dem schlechten Börsenkurs, überrascht dieser Schritt allerdings nicht. Eine Sammelklage gibt es in Kalifornien bereits. Allerdings hat sich Facebook bereit erklärt dies außergerichtlich zu regeln.

Mobile Werbeformen unterentwickelt

Facebook hat schon vor einiger Zeit begonnen "Sponsored Stories" im Stream der User anzuzeigen. Dabei werden Statusmeldungen von Seiten, denen man bereits ein "Like" geschenkt hat, gezielt einer vergrößerten Menge an Fans angezeigt. Im Stream ist die Anzeige gekennzeichnet. Ziel ist es eine größere Reichweite zu erreichern. Auf mobilen Geräten soll diese Werbeform vereinzelt schon vorgekommen sein, im deutschsprachigen Raum ist sie jedoch noch nicht präsent.

Politische Kampagnen

Inwieweit diese Form der Werbung genutzt wird, ist nicht bekannt. Wie üblich hält sich Facebook sehr bedeckt. Dass man dabei eventuell zum werbetragenden Subjekt einer politischen Kampagne werden könnte, steht außer Frage. Wer auch immer beispielsweise Werner Faymann auf Facebook ein Like geschenkt oder über ihn geschrieben hat, aus welchem Grund auch immer, könnte eventuell bald das Gesicht der neuen Facebook-Kampagne des Bundeskanzlers werden. (iw, derStandard.at, 1.6.2012)