Marktanalytiker aus den USA haben die Begriffe Risk-On bzw. Risk-Off geprägt, um eine generelle Aussage über den Risikoappetit von Investoren in bestimmten Marktphasen treffen zu können. Zugrunde liegt die Idee, dass in Risk-On Phasen prinzipiell riskantere Vermögensgegenstände (etwa Aktien oder Rohstoffe) bevorzugt werden, während das vagabundierende Anlagekapital in Risk-Off Phasen sicherere Häfen (etwa Zinsanlagen oder Edelmetalle) ansteuert.

Aus einem solchen Ansatz, der hier nicht auf der Auswertung von Börsenpreisen, sondern von makroökonomischen Daten basiert, haben die Strategen von Bank of America Merrill Lynch einen Index entwickelt, der nach einem Indikatorensystem alternierend entweder in den DAX oder in eine Euro-Zinsanlage investiert. Die Zinskomponente repräsentiert der durch die British Bankers Association berechnete 1-Monats-LIBOR (das britische Äquivalent des 1-Monats-EURIBOR der European Banking Federation).

Vier Indikatoren basierend auf makroökonomischen Daten

Die Investitionsentscheidung des Modells fußt auf der wöchentlichen Auswertung von insgesamt vier Indikatoren. Deren Ergebnisse werden in Punktwerte von Null oder Eins simplifiziert und damit addierbar. Ein Indikator vergleicht etwa die aktuelle Inflationsrate mit derjenigen, die vor einem Jahr erhoben wurde: Im Falle gestiegener Geldentwertung werden null Punkte, ansonsten ein Punkt vorgemerkt. Ein weiterer Indikator betrachtet die aktuellen Maßnahmen der Zentralbank. Wurde zuletzt eine expansive Geldpolitik betrieben (Zinssenkung), kommt ein Punkt zur Zählung, im Falle einer Zinserhöhung dagegen null Punkte. Ein dritter Indikator addiert einen Punkt, sofern der US-Dollar/Euro-Wechselkurs gegenüber dem Vorjahr gestiegen ist; umgekehrt entfällt eine Punktzählung. Im vierten Indikator kommt die alte - empirisch haltbare Börsenweisheit "Sell in May and Go away, but Remember to Buy in November" zum tragen: Nur zwischen November und Mai wird ein Zähler zugeschlagen.

In einem für Aktien positiven Umfeld (Summe von drei oder vier Punkten) wird in den DAX, bei null oder einem Punkt dagegen in die Festgeldanlage investiert. Im Falle von zwei Punkten wird die aktuelle Strategie beibehalten. Der Preis des Börsenindikator 2 Zertifikats (DE000ML0RR64) spiegelt die Entwicklung dieser Strategie abzüglich Ausgabeaufschlag, jährlicher Managementgebühr und Bestandsprovision von jeweils einem Prozent wider.

Fazit: Sinkende Inflation, viel Geld auf dem Markt, ein steigender US-Dollar, der abseits des Sommerlochs investiert wird - dies hat in der Vergangenheit oft die Aktienkurse steigen lassen und erscheint intuitiv nachvollziehbar. Ob allerdings das Marktumfeld der aktuellen europäischen Schuldenmisere zur Ausnahme dieser Regel oder sie letztlich doch bestätigen wird - das bleibt eine Überlegung wert.