London - Der britische Kulturminister Jeremy Hunt hat vor einer Untersuchungskommission zur Medienethik umstrittene SMS-Kontakte zum Medienimperium von Rupert Murdoch eingeräumt und verteidigt. Vor dem Gremium, das den Abhörskandal um das inzwischen eingestellte Boulevardblatt "News of the World" aufarbeiten soll, sagte Hunt am Donnerstag, er habe Murdochs Sohn James im Dezember 2010 in einer Handy-Nachricht beglückwünscht, dass die EU grünes Licht für die geplante Übernahme des britischen Bezahlsenders BSkyB gegeben habe. Weitere SMS-Kontakte gab es demnach im März 2011.

Besonders pikant ist in dem Fall, dass Hunt die Glückwunsch-SMS im Dezember 2010 genau an dem Tag an James Murdoch verschickte, an dem Regierungschef David Cameron ihn damit beauftragte, zu prüfen, ob eine Übernahme von BSkyB durch den Murdoch-Konzern die Medienvielfalt in Großbritannien einschränkt. Hunt sagte vor der Untersuchungskommission allerdings aus, dass er ab diesem Zeitpunkt einen objektiven Standpunkt in der Sache eingenommen habe und unbefangen gewesen sei. Cameron habe aber gewusst, dass er dem Vorhaben zuvor "wohlwollend" gegenüber gestanden habe.

Rücktrittsforderungen

Hunt, der als Kulturminister auch die diesjährigen Olympischen Spiele in London verantwortet, steht seit geraumer Zeit unter Druck und sieht sich auch Rücktrittsforderungen aus der Opposition gegenüber. Im April war einer seiner Berater zurückgetreten, nachdem die Untersuchungskommission öffentlich gemacht hatte, dass dieser vertrauliche Informationen an den Murdoch-Konzern weitergegeben hatte. Auf die geplante Übernahme von BSkyB hatte das Unternehmen nach Bekanntwerden des Abhörskandals im Juli 2011 verzichtet.

Journalisten der mittlerweile eingestellten "News of the World" sollen illegal die Telefone von 800 Menschen abgehört haben, vor allem von Prominenten aus der Politik und dem Showgeschäft. Auch Handy-Mailboxen von Angehörigen von getöteten Soldaten sowie eines entführten Mädchens sollen geknackt worden sein. (APA, 31.5.2012)