Bild nicht mehr verfügbar.

Als wären sie mit diesem Ort verwachsen, hockt eine Gruppe von Meeresechsen an der Küste der Galápagos-Insel Fernandina.

Foto: Tui De Roy/Minden Pictures/Corbis

Bild nicht mehr verfügbar.

Freundlicher zeigt sich dieser Seelöwe den schnorchelnden Besuchern

Foto: Mauricio Handler/National Geographic Society/Corbis

Anreise: Iberia: täglich ein Flug nach Quito/Guayaquil über Madrid, Preis ab EUR 1213 Euro (Economy). Ab Quito/ Guayaquil Flüge nach Baltra auf Santa Cruz (diese Flüge von Tame oder Aerogal sind in den meisten Pauschalpaketen enthalten, individuell kann man sie häufig nur im Land selbst buchen).

Beste Reiszeit: Viele Reisen sind zwei, drei Jahre im Voraus ausgebucht, da die Zahl der jährlichen Touristen begrenzt ist. Aber es gibt gerade in der Nebensaison (April/Mai, Sept./Okt.) häufig die Möglichkeit, einen Platz zu finden.

Infos zur Schiffsreise auf der Yacht La Pinta: vier Tage / drei Nächte: ab 2427 US-Dollar.

Pauschal: Windrose Travel

Galápagos-Ecuadors Arche Noah ab € 5590 pro Person im Doppel

Infos zu Ecuador/Galápagos: www.ecuador.travel

Grafik: DER STANDARD

"Da ist eine", ruft die Amerikanerin mit der Schirmmütze. Hastig, die kleine Digitalkamera bereits aufgerichtet wie ein Gewehr in Zielstellung, stapft sie den Weg entlang, der sich unter knöchernen Bäumen und durch das Gras schlängelt, das so grün strahlt, weil die Regenzeit auf Galápagos gerade erst vorbei ist. Bald wird fast alles ausgedörrt sein von der Trockenzeit, die im Mai naht - hier mitten im Pazifik rund 1000 Kilometer von der ecuadorianischen Küste entfernt. Die Sonne steht fast senkrecht über den grün-braunen Weiden auf diesem Farmland. "Ist die groß", ruft die Frau.

Die Entdeckung bleibt nicht unbemerkt. In Sekundenschnelle wird das Fundstück, das sich wie eine Kuppel aus dem Gras erhebt, von rund drei Dutzend Touristen umstellt. Kameragerät wird gezückt, und es wird abgedrückt. Die Riesenschildkröte, die sich so behäbig durch das Gebüsch schiebt und frisst, ist das Theater gewohnt. Sie erträgt das Tamtam um ihre Person mit der Gelassenheit, die ihr die Evolution in ihren Organismus eingepflanzt hat. Bei diesen Urzeitreptilien ist alles träge und langsam: Gang, Stoffwechsel, das Heranwachsen.

"Das ist ein Männchen", sagt Antonio, Führer beim Nationalpark Galápagos. "Etwa 80 Jahre alt, ein ordentlicher Brocken. Die können bis zu 180 Jahre alt werden." Zur Hochsaison, sagt er, laufen hier rund 300 Leute gleichzeitig rum. Die Führer sind wie Kindergärtner. Sie weisen die Touristen darauf hin, nicht zu nah an die Tiere heranzugehen, kein Blitzlicht zu benutzen, die Schildkröten nicht zu berühren, auf den Wegen zu bleiben und so weiter. Dann hockt sich ein gewichtiger Mann neben die gewichtige Schildkröte und lächelt wie ein Kind, das sein erstes Osterei gefunden hat. "Das ist zu nah", ruft Antonio, ein großer, kräftiger Mann.

"Auf der Fahrt zum Hafen von Puerto Ayora, dem Hauptort auf der Insel Santa Cruz, wird man das Gefühl nicht los, dass man sich hier mehr um die Tiere als um die Menschen kümmert: ärmliche, heruntergekommene Häuser, schlechte Straßen, eine rückschrittliche Infrastruktur. "Gerade die Jungen hier haben wenig zu tun. Es gibt keine sozialen Programme, der Tourismus ist die Haupteinnahmequelle, jeder will Touristenführer werden. Aber dazu muss man mindestens Englisch können. Und das können die wenigsten." Die Inseln waren immer Zufluchtsort für Abenteurer, Walfänger, Piraten, flüchtige Soldaten oder Vorzeit-Hippies aus Deutschland, die sich Ende der 1920er-Jahre an diesem Ende der Welt niederließen. Die Natur hat keine Menschen auf Galápagos vorgesehen.

An der Uferstraße in Puerto Ayora reiht sich Restaurant an Restaurant, Lokal an Lokal - ein typischer Touristenort. Nur dass sich hier auch Seelöwen oder Pelikane unter die Menschen mischen. "Nein, die haben keine Angst", ruft ein Fischer mit einem gewaltigen Bauch und blickt auf den großen Seelöwen, der unter der Verkaufstheke schläft. "Wir haben uns aneinander gewöhnt." Dann, am Abend, legt die La Pinta ab, ein 63 Meter langes Schiff, das die Galápagos-Tour zu einer Reise für Luxusabenteurer macht.

Träge rattert der Dieselmotor, und in der Dämmerung erkennt man die dunklen Schemen der kargen Inselhügel, die die Unterwasservulkane in vielen Millionen Jahren geformt haben. In den nächsten Tagen besucht das Schiff Buchten, Inseln wie Bartolomé oder Genovesa. Die Touristen werden auf Schlauchbooten an Land gefahren. Dort erkunden sie mit einem Naturführer die Flora und Fauna, erschnorcheln die Unterwasserwelt, wo es Haie, Schildkröten und tausende Fische gibt - oder sie schwimmen mit Pinguinen. Nur die berühmten Galápagos-Drachen, Leguane oder Warane, zeigen sich diesmal nicht. "Als ich vor 17 Jahren als Führer angefangen habe, saßen die überall herum und hatten keine Angst", sagt Ramiro Jacomé. "Aber heute flüchten sie häufig, wenn sie Menschen bemerken."

Der Galápagos-Archipel, der aus 14 größeren und 100 kleinen bis winzigen Insel besteht, ist eine fragile Landschaft, die die Evolution hier in der heißen Wasser- und Windwüste am Äquator aus dem geformt hat, was sie zu bieten hat: und das ist nicht viel. Seit Charles Darwin die Galápagos-Inseln im September 1835 auf der HMS Beagle erreichte, ist nichts mehr, so wie es war auf der Erde. Der "Garten der Hölle", wie Darwin den Archipel nannte, ist als Versuchslabor der Evolution bekannt geworden, wo die Natur unter extremen Bedingungen eine erstaunliche Artenvielfalt gezaubert hat. Für viele Touristen ist eine Reise nach Galápagos ein Lebenstraum, den sich aber nur wenige leisten können. Die Reisen, die nur auf genehmigten Schiffen, möglich sind, sind teuer. Und mit den Tagestouren, wie sie von der Insel Santa Cruz aus angeboten werden, kommt man nicht zu den abgelegenen und spektakulären Orten. Die sind den größeren Schiffen vorbehalten. Zudem sind die Plätze begrenzt. Rund 170.000 Touristen dürfen in jedem Jahr die Inseln besuchen, von denen nur fünf bewohnt sind. Die Fahrpläne werden von der Leitung des Nationalparks überwacht und getaktet. 72 festgelegte Besucherplätze gibt es. Er ist eine Gratwanderung - der Tourismus auf Galápagos, der in seiner kommerziellen Form seit Ende der 1960er-Jahre existiert.

"Einerseits will man den Leuten ermöglichen, diese Schönheit zu sehen. Andererseits ist die Natur hier so verletzlich, dass man durch den kleinsten Eingriff Flora und Fauna vehement beeinträchtigen kann." Jacomé bewegt sich langsam den sandigen Weg entlang.

Am stahlblauen Himmel: tausende Vögel. Die Fregattvögel mit ihrer gewaltigen Spannbreite sind die besten Flieger. Hier auf Genovesa haben sie ihre Flugkunst perfektioniert. "Das hat einen Grund", sagt Jacomé, "aus irgendeinem Grund gehen sie nicht mehr ins Meer, um zu jagen. Deswegen versuchen sie, den Rotfußtölpeln ihre Beute abzujagen, auch das, was die Tölpel an Reisig für ihre Nester sammeln. Ohne die Tölpel könnten die Fregattvögel nicht existieren. Das hat die Evolution hervorgebracht." Bei so viel intelligenter Natur kommt man sich doch recht dämlich vor. Jacomé stapft voran, rechts und links im Sand: müde Seelöwen und Lawa-Möwen, die auch etwas lernen mussten auf dieser abgelegenen Insel. Da die Fregattvögel den Luftraum bewachen, gehen die Möwen in der Nacht auf Jagd - um nicht ihre Beute zu verlieren. Darwin ist übrigens nie auf Genovesa gewesen. "Gott sei Dank", ruft Jacomé, "der wäre hier verrückt geworden." (Ingo Petz, Rondo, DER STANDARD, 1.6.2012)