STANDARD: Österreich ist von Platz 18 auf 21 abgerutscht. Im Jahr davor waren wir noch auf Rang 14. Ist dieser Rückfall wirklich signifikant?

Garelli: Die Unterschiede zwischen den Rängen sind natürlich nicht sehr groß, aber trotzdem vorhanden. Österreich ist in vielen Bereichen gut unterwegs - etwa bei der Leistungsbilanz, der Jugendarbeitslosigkeit oder der Wettbewerbsfähigkeit kleinerer und mittlerer Unternehmen. Besorgniserregend ist aber das Defizitproblem, vor allem wenn man auf die Ebene der Länder und Gemeinden schaut. Das ist ein wirkliches Problem.

STANDARD: Andererseits wird Österreich noch immer gut geratet?

Garelli: Unser Ranking ist auch weiter gefasst. Wir verwenden 329 Kriterien, ein Drittel bezieht sich auf eine Umfrage unter Managern. Da ist Österreich stark abgerutscht. Das ist ein Resultat aus den Problemen am Bankensektor und all den Problemen mit Korruption. Die Behörden haben ein Imageproblem. Die Regierung arbeitet zwar bereits daran, aber das ist wirklich ernst.

STANDARD: Ist Ihr Ranking wirklich ein Indikator für Wohlstand? Eine hohe Steuerquote, für die Österreich gerügt wird, kann auch für gut ausgebildete Sozialsysteme stehen. Oder: Wir schneiden schlecht ab bei den geleisteten Arbeitsstunden. Auch das muss für die Leute nicht schlecht sein.

Garelli: Das stimmt schon. Das Problem ist nur: Österreich schneidet nicht nur bei den Arbeitsstunden schlecht ab, sondern auch bei der Frage, wie viele Leute wirklich arbeiten. In Österreich sind es 51 Prozent der Bevölkerung, in der Schweiz 61. Und zum Problem der hohen Steuerrate: In unserem Ranking performt Schweden sehr gut - auf Platz fünf. Es hat auch eine sehr hohe Abgabenquote. Die Frage ist also, wie effizient man das Geld ausgibt. Das ist wichtig.

STANDARD: Was würden Sie den österreichischen Politikern empfehlen? Was ist vordringlich?

Garelli: Erstens: die Fiskaldisziplin auf regionaler Ebene. Das ist eine tickende Zeitbombe. Zweitens müssen die Möglichkeiten, Unternehmer zu werden, verbessert werden. Drittens muss sichergestellt werden, dass die Unternehmen - vor allem die kleineren - den Fokus auf Export fortsetzen. (Günther Oswald, DER STANDARD, 31.5.2012)