Die bekannte Wiener Obdachlosenzeitung Augustin braucht Unterstützung. Rund 100.000 Euro fehlen bei dem 14-tägig erscheinenden Blatt, das auf den Straßen von Obdachlosen vertrieben wird, die einen Teil des Preises von 2,50 Euro erhalten.

Schuld an der Misere ist ein Absatzrückgang von rund zehn Prozent, den die Augustin-Leute darauf zurückführen, dass es behördlicherseits "systematische Versuche (gibt), den Straßenzeitungsverkauf einzudämmen, weil viele Angehörige der Volksgruppe der Roma an diesem Kuchen mitnaschen, was ihnen aber nicht länger gegönnt wird. Der Antiziganismus hat sich längst auch über Österreich ausgebreitet."

Diese Formulierung muss aus dem linkssektiererischen Jargon, dessen sich die Macher des Augustin befleißigen, übersetzt werden: Es gibt jede Menge nicht autorisierter "Augustin-Verkäufer", vor allem aus Rumänien, die irgendwo aufgelesene (aus dem Müllcontainer geholte) Exemplare der Zeitung (bzw. anderer Straßenzeitungen) aggressiv an den Mann zu bringen versuchen.

Im Unterschied zu den echten Augustin-Verkäufern, die auch über einen Ausweis verfügen, akzeptieren diese Leute kein "Nein" und verfolgen die Passanten minutenlang. Das ist kein "Mitnaschen", sondern Belästigung - und Schädigung der echten Augustin-Verkäufer. Die genervten Passanten kaufen nämlich dann halt bei niemandem. Und mit "Antiziganismus" hat das nichts zu tun. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 31.5.2012)