Bild nicht mehr verfügbar.

Das Grundstück Karl-Farkas-Gasse 1 in St. Marx ist ein möglicher neuer Standort für den ORF.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Wien - "Es gibt keine Argumente, die ausschließlich für den Neubau sprechen, es gibt aber einige, die für einen zentralen Standort sprechen." So fasst Alexander Hartig die Berechnungen für den künftigen Sitz des ORF zusammen. Über Pfingsten analysierte der auch für Immobilien zuständige Manager das Papier, das den bis dahin teuersten Standort St. Marx zum billigsten umrechnete. 100.000 Euro billiger als der Küniglberg.

Hartig zweifelt in seinem Schreiben, ob die Vorteile eines zentralen Standorts rechtfertigen, dass man die bisherigen Wiener Adressen aufgibt. Die waren in der vorigen Berechnung ohne Synergien noch günstigste Variante.

"Es gibt aber viele Synergien im organisatorischen Bereich, die man sofort angehen könnte und die nicht acht Jahre warten können", betont Hartig: "Da gerade Ö3 und ORF 1 viele Synergien haben - könnte Ö3 ehest auf den Küniglberg übersiedeln und die Hälfte der aufgezeigten Synergien damit heben. Das alles ist nicht zwingend mit einem Neubau verbunden, und man kann vor allem nicht so lange warten." 2020 wäre ein Neubau in St. Marx laut Wrabetz bezugsfertig.

Zentraler Newsroom

Auch ein zentraler Newsroom "sollte schon ehest umgesetzt werden, jedenfalls lange vor 2020", womöglich im Funkhaus. Auch engere Zusammenarbeit von Ö1 und ORF 3 begrüßt Hartig, "da steckt meines Erachtens noch mehr drin".

Auch ein großes Publikumsstudio gemeinsam mit Privaten zu betreiben sollte nach seinem Befund "schon heute möglich sein".

Ein wesentlicher Rechenschritt für St. Marx war, die neue ORF-Zentrale zu mieten, statt selbst zu bauen. Hartig: "Miete gegen Eigentum ist mehr als eine Kostenfrage. Das entspricht eher sale and lease back, das ist meist der letzte Schritt, bevor man illiquid wird." Und: "Abgesehen davon, bleibt das gesamte Risiko beim ORF, weil der Bauherr die Gesamtkosten auf die Miete umlegt. Üblicherweise verteuert das nur Immobilienprojekte und macht die Abläufe und die Projektorganisation noch teurer." Nachsatz: "Will der ORF wirklich sein identitätsstiftendes Eigentum gegen Miete tauschen???" Hartig gibt zu bedenken: "Miete gegen Neubau ist so nicht vergleichbar, denn die Miete ist indexgebunden und ewig zu bezahlen. Das muss langfristig teurer werden."

"Es fehlt, was Sie wollen"

St. Marx verbilligte auch Verwertung von Küniglberg, Funkhaus und Co mit der Stadt Wien. Für Hartig sind die Modelle "ausschließlich im Interesse der WSE", also der Stadtentwicklungsfirma. "Geschäftszweck des ORF sind bestmögliche Programme und nicht Immobilienspekulation. Ich kann den Nutzen für den ORF nicht nachvollziehen."

Hartig grundsätzlich an Wrabetz: "Es fehlt ein klarer Vorschlag, was Sie nun wollen."

5400 Quadratmeter gemietet

Von der CA Immo mietete der ORF laut Aussendung für vier Abteilungen des ORF mit rund 270 Mitarbeitern ab August 5.400 Quadratmeter Bürofläche auf zwei Etagen im Bürogebäude Linke Wienzeile 234/Storchengasse 1.

Hartig über die Perspektive, dass die ausgesiedelten ORF-Mitarbeiter bis zu einem Neubau nicht mehr in den sanierungsbedürftigen Zentralteil des ORF-Zentrums zurückkehren: "Bedeutet das, dass alle Personen acht Jahre in Alternativstandorten bzw. in den Containern bleiben? Ist das zumutbar und organisatorisch wirklich sinnvoll?" (Harald Fidler, DER STANDARD, online ergänzt, 31.5.2012)