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Herrin der Ringe: Das Waldrapp-Weibchen "Gonzo".

Foto: APA/WALDRAPPTEAM

Salzburg - Acht Waldrappe haben zu Frühlingsbeginn das WWF-Schutzgebiet Laguna di Orbetello in Italien verlassen und die Alpen überquert. Vier der schwarzen Ibisvögel sind im bayerischen Burghausen gelandet - ein Paar brütet sogar -, die übrigen sind nicht in Brutstimmung und fliegen kreuz und quer vom Allgäu nach Tirol und von Niederbayern in die Steiermark. Nun bitten die Forscher die Bevölkerung um Hinweise darauf, wo sich die Vögel jeweils befinden.

Sender gibt nur grob Auskunft

Waldrapp-Dame "Gonzo" hält sich inzwischen in Salzburg auf. Am Pfingstmontag wurde das vierjährige Tier in Kuchl und später in Bergheim beobachtet, am Dienstag bei einem Biotop in Eugendorf. "Der Vogel ist zwar mit einem Sender ausgestattet, der sendet aber nur einmal am Tag. Für die Wissenschafter des Waldrapp-Teams ist es daher wichtig zu wissen, wo sind seine Futterstellen, wo übernachtet er, wie schaut sein Lebensraum aus", erklärte Christine Beck-Graninger vom Zoo Salzburg.

Von den vier "unsteten" Waldrappen hält sich ein Vogel in der Steiermark und einer im Allgäu auf. Die beiden anderen sind laut Beck großräumiger unterwegs. Das Waldrapp-Team bittet daher um Mithilfe: Jeder, der "Gonzo" sieht, leicht zu erkennen an ihren vier Farbringen, soll dies mit Zeit- und Ortsangabe an jfritz@waldrapp.eu melden oder auf der Facebook-Seite des Waldrappteams posten.

Rückkehrer aus dem vermeintlichen Märchenland

Das Überleben des Waldrapps ist in freier Wildbahn hochgradig gefährdet. Vor rund 400 Jahren starb der Waldrapp in Europa aufgrund intensiver Bejagung aus - später wurde er sogar als Fabeltier angesehen, bis man im 19. Jahrhundert Bestände im Nahen Osten endeckte. Heute gibt es dort nur mehr wenige wildlebende Vögel, dazu eine Kolonie in Marokko.

Seit zehn Jahren bemühen sich das Waldrapp-Team und viele Partner - wie auch der Zoo Salzburg - um das Überleben dieses Ibis-Vogels. Jungtiere aus Zoonachzuchten werden von menschlichen Zieheltern aufgezogen und darauf trainiert, einem Ultraleichtflugzeug zu folgen. Auf diese Weise lernen die Vögel die Zugroute in ein geeignetes Winterquartier südlich der Alpen kennen. Die ersten Vögel fliegen nun erfolgreich selbstständig zurück, um den Sommer nördlich der Alpen zu verbringen. (APA/red, derStandard.at, 30.5.2012)