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voest-Chef Wolfgang Eder hat keine Freude mit dem Gewinneinbruch.

Foto: APA/Pfarrhofer Herbert

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Wien - Der börsenotierte Stahlkonzern voestalpine hat im Geschäftsjahr 2011/12 einen herben Gewinneinbruch erlitten. Das Betriebsergebnis (EBIT) verschlechterte sich gegenüber dem Jahr davor um 28,5 Prozent auf 704,2 Mio. Euro - die EBIT-Marge ging von 9,0 auf 5,8 Prozent deutlich zurück. Der Nettogewinn vor Minderheitsanteilen und Hybridkapitalzinsen sank um 30,5 Prozent auf 413,3 Mio. Euro. "Beim Ergebnis wirken sich die 205 Mio. Euro Vorsorge für die Schließung des Schienenstandortes Duisburg und das Kartellverfahren negativ aus", erklärte Konzernchef Wolfgang Eder heute, Mittwoch, bei der Bilanzpressekonferenz.

Die Umsätze erreichten mit einem Plus von 10,1 Prozent auf 12,06 Mrd. Euro ein neues Rekordhoch. Nur ein Drittel davon entfiel auf den klassischen Stahlproduktionsbereich, zwei Drittel auf die Aktivitäten als Verarbeitungs- und Technologiekonzern, also die Divisionen Special Steel (Werkzeugstahl und Spezial-Schmiedeteile), Metal Engineering (Schienen, veredelter Draht und Weichen) sowie Metal Forming (vormals Profilform und Automotive). Die voestalpine beschäftigte 46.473 Mitarbeiter (plus 2,7 Prozent) an rund 360 Standorten in 60 Ländern. 53 Prozent der Mitarbeiter sind im Ausland beschäftigt.

Dividende bleibt

Der Gewinn je Aktie verkleinerte sich von 3,04 auf 1,98 Euro. Die voestalpine will aber eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende von 80 Cent je Aktie ausschütten. "Trotz des schwierigen Marktumfeldes und des schwächeren Ergebnisses haben wir uns entschlossen, die Dividende stabil zu halten", so Eder. Die Dividendenrendite beläuft sich auf 2,9 Prozent. Der Aktienkurs der voestalpine verringerte sich in den vergangenen zwölf Monaten bis heute um gut 37 Prozent auf 21 Euro.

Für das laufende Geschäftsjahr stellte der Konzernchef einen operativen Gewinn auf gleichbleibendem Niveau in Aussicht: "Wir sind relativ optimistisch, das bereinigte Ergebnis - rund 900 Mio. Euro EBIT - halten zu können, und werden alles daran setzen, dass wir auf dem Ergebnisniveau des letzten Jahres bleiben können." Das allgemeine wirtschaftliche Umfeld bleibe nicht zuletzt wegen der Verschuldungskrise von Unsicherheit geprägt. "Wir werden damit mindestens noch zwei bis drei Jahre leben müssen. Lösungen werden, wenn sie kommen, Zeit beanspruchen", ist Eder überzeugt.

Investitionsoffensive

Im laufenden Geschäftsjahr plant der voestalpine-Chef dennoch einen kräftigen Investitionsschub, nachdem das Gearing (Nettofinanzverschuldung in Relation zum Eigenkapital) 2011/12 von 57,8 auf 53,5 Prozent weiter kräftig verbessert wurde. "Die Investitionen werden rund ein Drittel über den Abschreibungen von knapp 600 Mio. Euro liegen, das heißt, wir werden deutlich offensiver auf der Investitionsseite als in den vergangenen drei Jahren", kündigte der voestalpine-Chef an. Im Vorjahr waren die Investitionen mit 575 Mio. Euro noch leicht unter dem Niveau der Abschreibungen.

Investiert werden soll in erster Linie in den globalen Wachstumsregionen - Südostasien und Südamerika. In Europa soll der Status-quo erhalten bleiben. Abgesehen von dem Standardschienenwerk in Duisburg gebe es "keine weiteren Pläne für Standortschließungen". "Was wir in Österreich und Europa haben, wollen wir so lange es geht halten und weiterentwickeln - wir werden aber sicher nicht größere Investitionen in den Ausbau der Mengen tätigen, das Mengenwachstum wird woanders passieren." Auch der Bestand der Kokerei in Linz sei nicht gefährdet. "In den nächsten zehn Jahren wird Linz mit Sicherheit eine Kokerei haben."

Wo in der Zukunft Hochöfen gebaut werden, will Eder nach Ausarbeitung des strategischen Masterplans für die kommende Dekade im letzten Quartal bekanntgeben. Demnach ist bis 2020 dank Übernahmen und Investitionen ein Umsatzsprung von zuletzt 12 Mrd. auf 20 Mrd. Euro vorgesehen. (APA, 30.5.2012)