Wien - Der Grazer Anlagenbauer Andritz hat am Dienstag überraschend eine milliardenschwere Übernahme angekündigt: Der deutsche Metallpressen-Hersteller Schuler AG mit rund 1 Mrd. Umsatz und 5.000 Mitarbeitern soll über ein freiwilliges Übernahmeangebot übernommen und in die drittgrößte Division Metals eingegliedert werden, teilte Andritz mit. Die neben der VA Tech Hydro bisher größte Einzelakquisition werde die Andritz bis zu 590 Mio. Euro kosten. Nach dem Erwerb von 38,5 Prozent von den bisherigen Kernaktionären hat die Andritz ein freiwilliges Übernahmeangebot über die restlichen Aktien in Höhe von 20 Euro gelegt.

Schuler konnte in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres den Umsatz gegenüber dem Vorjahresvergleichszeitraum - unterstützt durch die aktuell hohe Investitionstätigkeit der Automobilindustrie - um 44 Prozent auf 581 Millionen Euro deutlich steigern. Der erwartete Jahresumsatz beträgt über eine Milliarde Euro und die Firma beschäftigt mehr als 5.000 Mitarbeiter. Unterm Strich erzielte das Unternehmen im vergangenen Jahr einen Gewinn von 23,9 Mio. Euro. Schuler gilt als Weltmarktführer in der Metall-Umformtechnik und bietet komplette Pressenlinien und Automationssysteme für die Automobilindustrie sowie andere metallverarbeitende Industrien an. Rund 80 Prozent gehen in die Autoindustrie. Schuler stellt Pressen her, mit denen die Auto(zuliefer)unternehmen beispielsweise die Karosserieteile formen, etliche deutsche Autohersteller zählen zu den Kunden.

Aus eigenen Mitteln

Andritz verfügte per Ende März 2012 über eine Netto-Cash-Position von etwa 1,3 Mrd. Euro, "damit kann Andritz die Schuler AG aus eigenen Finanzmitteln erwerben", sagte ein Unternehmenssprecher. Obwohl die Metals-Division schon bisher auch an die Autoindustrie geliefert habe, stelle Schuler eine Verbreiterung der Produktpalette dar.

Die kartellrechtlichen Genehmigungen stehen noch aus. Bis Ende Sommer 2012 werde das Ergebnis des Übernahmeangebots feststehen. Gut 40 Prozent der Schuler AG befinden sich im Streubesitz.

"Andritz betrachtet den Einstieg als langfristiges Investment", sagte Andritz-Sprecher Oliver Pokorny zur APA. Angesichts der Zyklizität des Autogeschäfts "gehen wir nicht davon aus, dass es in der nächsten Zeit weiter so starke Zuwachsraten in der Autoindustrie geben wird." Nach dem Bekanntwerden des Übernahmeangebots sprang die u.a. in Frankfurt notierte Aktie um über 27 Prozent auf 20,15 Euro. (APA, 29.5.2012)