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"Wir haben noch keine Sanktionen ergriffen, weil wir nach wie vor an die Möglichkeit des persönlichen Dialogs glauben", sagt Kardinal Schönborn.

Foto: Reuters/Prammer

Wien - Kardinal Christoph Schönborn hat eine baldige Entscheidung bezüglich des "Aufrufs zum Ungehorsam" der Pfarrerinitiative um Helmut Schüller angekündigt. "Wir haben noch keine Sanktionen ergriffen, weil wir nach wie vor an die Möglichkeit des persönlichen Dialogs glauben. Aber wir haben auch klar gesagt: Ihr müsst euch entscheiden. Einige haben uns kritisiert, weil wir zu geduldig sind. Ich stelle mir selbst die Frage. Aber Gott ist unendlich geduldig. Allerdings gibt es die Gefahr, dass Verwirrung für die Gläubigen entsteht. Deshalb ist es jetzt, glaube ich, an der Zeit, dass es zu einer Entscheidung kommt", sagt der Wiener Erzbischof in einem am Montag veröffentlichten Interview für die in Denver (Colorado) erscheinende "Catholic News Agency" (CNA).

Das von der Pfarrer-Initiative angesprochene Anliegen einer Liberalisierung der kirchlichen Lehre ist für Schönborn jedenfalls nicht der Weg zur Füllung leerer Kirchen. Interessant ist für ihn, dass man sowohl in der Bewegung "Wir sind Kirche" als auch in der "Pfarrer-Initiative" praktisch keine jungen Priester finde: "Es gibt eine gewisse Nostalgie im älteren Klerus, indem einige seiner Vertreter ernsthaft glauben, die Kirche müsste nur ein bisschen liberaler sein. Sie, oft sehr engagierte Priester, glaubten: Die Kirche wird sich wieder füllen, die Akzeptanz der Kirche wird wie in den 1950er- oder 1960er-Jahren sein. Ich halte das für einen Traum, für eine Illusion." Man müsse "Ja zur heutigen, säkularisierten Situation sagen", meint der Kardinal laut Kathpress in dem Interview.

Schönborn stellt auch neuerlich klar, dass er die kirchliche Lehre zur Homosexualität, wie sie im Weltkatechismus von 1992 zusammengefasst sei, nicht infrage stelle. Im Zusammenhang mit dem Pfarrgemeinderat aus Stützenhofen, der in einer eingetragenen Partnerschaft lebt, stellt der Kardinal fest: "Sie können mir als Seelsorger glauben, dass ich - ohne in Details gehen zu wollen - überzeugt bin, dass er auf dem Weg der Nachfolge Christi ist - als junger Gläubiger und in einer sicher nicht einfachen Situation." Schönborn berichtet dabei über seine seelsorgliche Erfahrung in der Begleitung Homosexueller. Er habe erlebt, dass "wenn eine Person mit dieser Neigung wahre, keusche Freundschaft erfährt, dies ein echter Weg sein kann, der zum Glück führt". Jede Form der Promiskuität wirke "zerstörerisch für die betreffende Person". (APA, 28.5.2012)