Bukarest/Budapest - Nationalisten aus Ungarn wollen die sterblichen Überreste eines ihrer Helden in Rumänien zu Grabe tragen - aber die Urne mit der Asche des rechtsextremen Politikers und Literaten Jozsef Nyirö (1889-1953) ist verschwunden. Die für den Pfingstsonntag geplante feierliche Umbettung wurde von den rumänischen Behörden zunächst abgesagt.

Nyirö, ein Blut-und-Boden-Literat und bekennender Rassist, war von 1941 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs Abgeordneter im ungarischen Parlament. Dort vertrat er einen damals zu Ungarn gehörenden Teil des heute rumänischen Siebenbürgen. 1945 floh er vor der anrückenden Sowjetarmee nach Wien und später nach Spanien. Er starb in Madrid, wo er auch eingeäschert wurde.

Rechtsextremer Kult

Ungarns heutige rechtsnationale Regierung unter Ministerpräsident Viktor Orban fördert den Kult um Nyirö und andere rechtsradikale Autoren. Sie setzte sich für eine Beisetzung der Urne in Nyirös Heimat ein, obwohl diese heute nicht mehr zu Ungarn gehört. In Rumänien gehören heute etwa 1,2 Millionen Menschen zur ungarischen Minderheit. Das sind rund 6,6 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Rumäniens sozialistischer Ministerpräsident Victor Ponta hatte erklärt, man sei dagegen, dass Ungarn seinen "Extremismus nach Rumänien exportiert" und wünsche keinen "Wallfahrtsort für Extremisten". Ob eine Genehmigung für die Beisetzung zurecht widerrufen wurde, muss nun ein rumänisches Gericht entscheiden. Ungarns Parlamentspräsident Laszlo Köver bezeichnete es am Sonntag bei einem Besuch in Rumänien als "unfreundlich, unzivilisiert und barbarisch", dass die rumänische Regierung Nyirös Beisetzung in ihrem Land nicht erlauben will, berichtete die rumänische Nachrichtenagentur Mediafax.

Die rumänische Polizei fahndete unterdessen erfolglos nach Nyirös Urne. Der rumänische Außenminister Andrei Marga hatte der staatlichen rumänischen Eisenbahn verboten, Nyirös Asche aus Ungarn nach Rumänien zu transportieren. Wo sich die Urne befindet, blieb bis Sonntag unklar. (APA, 27.5.2012)