Dornbirn - Es war ein ungewöhnliches Bild: Drag Queen Kelly Hilton mit Landtagsabgeordneten auf der Bühne, das männliche Publikum in Badeshorts. Das Pride Lake Festival, die erste Großveranstaltung der Vorarlberger Homosexuellenszene, startete am Freitagmittag mit einer Podiumsdiskussion im Schwimmbad. Über Gleichbehandlung diskutierten in Dornbirn Landtagsabgeordnete von SP, VP und Grünen.

Dass sich Michael Ritsch (SP) und Katharina Wiesflecker (Grüne) für Gleichstellung im Ehe- und Familienrecht aussprachen, war zu erwarten, für eine Überraschung sorgte die VP-Vertreterin Theresia Fröwis. Die Unternehmerin aus dem Bregenzerwald, Mutter von vier Söhnen, "von denen einer homosexuell ist", sprach sich für eine Neudefinition des Familienbegriffs aus. "Wenn es nach mir ginge, würde einer absoluten Gleichstellung nichts entgegenstehen."

Diskriminierung homosexueller Menschen beginne schon im Jugendalter und löse schwere psychische Probleme bei den Jugendlichen aus. Es fehle an Information, über unterschiedliche sexuelle Orientierung müsse offen gesprochen, mehr informiert werden. "Auch in den Schulen, damit Kinder Homosexueller akzeptiert werden." Denn die Möglichkeit der Adoption sei nur eine Frage der Zeit. "Heterosexuelle sind nicht die besseren Eltern" , bekannte sich Fröwis zur Regenbogenfamilie. Die bekennende Katholikin ortet wachsende Toleranz auch in ihrer Kirche: "Mein Sohn ist im Pfarrgemeinderat."

Einiges habe sich zum Positiven verändert, bestätigte Katharina Wiesflecker, "aber noch lange nicht alles". So weise Vorarlberg die geringste Zahl an eingetragenen Partnerschaften auf (drei im Vorjahr). " Kein Wunder", ätzte Michael Ritsch, "wer will sich schon in einem Kämmerchen der BH verpartnern". Gemeinden sollten ihre Standesämter öffnen, appellierte Fröwis. Bei ihr in Bezau wäre das kein Problem. Fazit von Brigitte Stadelmann (Grüne andersrum): "Bei so viel Einigkeit haben wir allen Grund zu feiern." Die Party in Dornbirn und Bregenz dauert vier Tage. (red, DER STANDARD, 26./27./28.5.2012)