Schwarzweiß in all seinen glamourösen Schattierungen: Gary Cooper und Marlene Dietrich in "Marokko".

Foto: Arte/BR/Universal

Am Anfang war am Bildschirm alles Schwarz und Weiß. Anders als beim (Stumm-)Film, wo man das Trägermaterial immer schon nachkolorieren konnte, dauerte es, bis aus den Empfangsgeräten in den Wohnzimmern auch Farben flimmerten. Seither ist TV bunt. Und wenn es nicht bunt ist, dann bedeutet dies meistens, dass das Gezeigte historisch ist, einer technologisch überwundenen Vergangenheit entstammt. 

Dafür lässt sich mit Schwarzweiß als Alleinstellungsmerkmal spielen, man kann es als Veredelungstechnik oder Nostalgietrigger nutzen. Michel Hazanavicius hat das gerade erst mit seinem Kinofilm The Artist vorgemacht. Andere, zum Beispiel Dokumentaristen, verzichten hingegen auf die Farbe, weil das einen anderen, etwas distanzierteren Blick auf die äußere Wirklichkeit ermöglicht. So wie der junge Schweizer Nicolas Steiner, der in Kampf der Königinnen einen Brauch im Wallis vorstellt, bei dem majestätische Rindviecher im Zweikampf aufeinander treffen. 

Man muss also nicht hektisch am Fernseher herumschrauben, wenn die satten Wiesen dabei grau bleiben: Arte entzieht seinem Montagsprogramm ganz absichtsvoll die Farben, und was dabei Schönes überbleibt, ist etwa Josef von Sternbergs Melodram Marokko mit Marlene Dietrich (legendär heißkalt in Frack und Zylinder). Ein paar Miniaturen aus Jim Jarmuschs Coffee and Cigarettes-Serie und Bruce Webers ähnlich coole Hommage an den großen Jazztrompeter und Gesangsmelancholiker Chet Baker. Ein komischer Neo-Film-Noir der Coen-Brüder oder Looking For Langston, Isaac Juliens Collage zur schwulen Subkultur Harlems der 1920er bis 40er-Jahre. Ein facettenreicher Parcours. Am Montag, ab 10.40, Arte. (Isabella Reicher, DER STANDARD, 26./27./28.5.2012)