Twitter ist ein Nachrichtendienst mit 140 Zeichen - so weit, so gut. Als Nachrichtenmedium hat es sich in Österreich seit 2007 unter einer überschaubaren Gruppe von Interessierten etabliert. (81.212 Twitter-Accounts in Österreich, Stand 25.5.2012, laut Socialmediaradar.at)

Rankingbemühungen seit Beginn von Twitter

Seit den Anfängen von Social-Media-Plattformen gibt es Bemühungen, einflussreiche Accounts ausfindig zu machen bzw. Accounts auf Twitter oder Facebook oder Blogs untereinander zu vergleichen und daraus ein Ranking abzuleiten.

Socialmediaradar.at war einer der ersten österreichbezogenen Anbieter, der sich mehrerer Plattformen annahm. Er beobachtet die Social-Media-Nutzung in Österreich und erstellt daraus jeweils ein Twitter- bzw. Facebook-Ranking. Danach kam Socialmediaranking.at, dieser Dienst errechnet aus dem Twitter- und dem Facebook-Aktivitätsprofil einen aggregierten Wert, der die Accounts vergleichbar macht.

Warum werden Blogs und BloggerInnen nicht als Medien wahrgenommen?

Vor ein paar Tagen wurde die "Wer twittert in Österreich"-Liste vorgestellt. Diese Liste soll einen Überblick über alle "Twitterer in Österreich" geben, die entweder JournalistInnen, weitere Influencer, Medien oder Organisationen sind. Am ersten Tag, an dem die Liste vorgestellt wurde, waren die Rubriken "JournalistInnen", "Medien" und "Organisationen" online, unter den "weiteren Influencern" (engl. Meinungsmacher) waren zu dem Zeitpunkt keine BloggerInnen aufgelistet. Für mich wie eine böse Überraschung, da die Initiative Digitalks, für die ich arbeite, seit vier Jahren in Österreich versucht, das Verständnis für Social-Media-Nutzung und die aktive Beteiligung voranzutreiben.

Warum werden Blogs und BloggerInnen nicht als Medien wahrgenommen? Das Medienverständnis in Österreich hat sich in den letzten fünf Jahren, wo Social-Media-Nutzung in Österreich rasant anstieg, nicht wesentlich verändert. Wenn heute von Medien gesprochen wird, wird nach wie von den "klassischen Medien" gesprochen. Obwohl die BloggerInnen als WebsitebetreiberInnen unter das Mediengesetz fallen und so die Verpflichtungen und Rechte besitzen.

Bloggen aus Passion

BloggerInnen haben keine fixe bzw. werkvertragliche Anstellung für das eigene Schreiben, sie haben nur die "Passion" zu bloggen, und dadurch fallen sie nicht unter die Berufsbezeichnung "JournalistIn". Dadurch fallen sie auch nicht auf, wenn von Medien gesprochen wird. Schade, dass ich bei so vielen, die in der Twitterliste unter JournalistInnen gelistet sind, gar nicht nachlesen kann, was sie so in ihrem Leben geschrieben haben. Schade, dass die meisten auch gar nicht unter ihrem Namen veröffentlichen, sondern immer nur als "Redaktion".

Aus diesem Grund liebe ich Blogs und freue mich, wenn sich Menschen aus Leidenschaft einem Thema widmen, darüber bloggen und ihr Wissen mit uns teilen, auch wenn sie nicht als "Medium" verstanden werden.

Wer jetzt Lust bekommen hat, mehr Blogs zu entdecken und zu lesen, kann dies gerne in der folgenden Liste tun. Blogger Dominik Leitner hat vor zwei Jahren die Liste der österreichischen BloggerInnen gestartet und mit Hilfe der Community erweitert. Hier finden Sie Blogs aller Couleurs, bis dato sind 237 österreichische Blogs mit ihren Twitter-Accounts aufgelistet (wenn vorhanden), alphabetisch wohlgemerkt, weil man ja schwer Äpfel mit Birnen ranken kann. (Meral Akin-Hecke, derStandard.at, 25.5.2012)