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Der überraschend starke Frost im Mai hat viele Triebe erfrieren lassen. Hier eine vereiste Apfelblüte.

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Wien - Obstesser werden sich heuer auf höhere Preise einstellen müssen, wenn sie österreichische Erdbeeren, Kirschen oder Marillen essen wollen. Auch für Weintrinker dürfte es teurer werden. Denn der Kälteeinbruch in der Nacht vom 17. auf den 18. Mai 2012 mit Temperaturen von bis zu minus fünf Grad hat insbesondere in Niederösterreich und der Steiermark so hohe Schäden verursacht, dass es an manchen Stellen zu "Totalausfällen" kommen wird.

Insbesondere beim Wein, und da wiederum beim Grünen Veltliner, wird der Output nur knapp den österreichischen Bedarf decken können, erläutert Josef Pleil, Präsident des Österreichischen Weinbauverbandes. Er spricht von 6000 Hektar Weinanbaufläche in Niederösterreich, die von den Frösten betroffen sind. Bei 4000 Hektar, vor allem in Teilen des Weinviertels, sind die Schäden so hoch, dass es zu überhaupt keiner Ernte kommen wird.

Pleil schätzt, dass insgesamt um 40 Millionen Liter weniger geerntet werden wird, das ist rund ein Fünftel einer durchschnittlichen Weinernte. Daraus werde ein gewisser Preisdruck nach oben entstehen, ist sich Pleil sicher. Dies sei bei den Abnahmeverträgen für Trauben bereits zu bemerken. Der heimische Weinkonsum ist übers Jahr in etwa so hoch wie eine durchschnittliche Ernte.

Obst kaputt

Auch bei Kirschen, Pfirsichen und Marillen kam es zu großen Schäden, vor allem in der Steiermark. Rosemarie Wilhelm, Pressesprecherin der Landwirtschaftskammer Steiermark meint, dass rund 40 Prozent der Kirschkulturen zerstört wurden. Dies sei "extrem bitter", weil die Kirschkulturen in den letzten Jahren auf 100 Hektar ausgeweitet wurden.

Bei Äpfeln dürfte es heuer ebenfalls zu geringeren Ernten kommen. Laut Wilhelm wurde das gesamte Obstbaugebiet der Oststeiermark vom Frost heimgesucht - "und das, nachdem es seit zwanzig Jahren so spät mehr keinen Frost gegeben hat." In der Regel erfroren die bereits millimetergroße Äpfel, wobei die Obstplantagen naturgemäß unterschiedlich betroffen sind. Zwischen fünf und 95 Prozent dürfte der Ausfall ausmachen.

Soja okay

Weniger betroffen ist der Sojaanbau im Burgenland und Niederösterreich, so der Soja-Joghurtanbieter Joya. Erdäpfel sind vielerorts erfroren, allerdings hat diese Pflanze ein hohes Regenerationspotenzial. Bei viele Christbäume sind die jungen Triebe abfroren; diese müssen nun händisch abgezupft werden.

Grundsätzlich waren die letzten Monate wenig günstig für die Landwirtschaft. Vor allem eine Trockenperiode während des ganzen Frühjahrs hat der Vegetation zu schaffen gemacht. Agrarier meinen, wenn nicht bald ordentlich Regen kommt, besteht die Gefahr, dass es heuer eine Minus-Rekordernte gibt. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, 25.5.2012)