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RBI-Chef Stepic

Foto: AP/Punz

Wien - Die Raiffeisen Bank International (RBI) hat am Donnerstag für das erste Quartal 2012 mit 541 Mio. Euro einen Nettogewinn gemeldet, der doppelt so hoch war wie im ersten Quartal 2011 (270 Mio. Euro). Das war allerdings ganz wesentlich Einmaleffekten durch Wertpapierdeals gedankt.

Wie die Bank mitteilte, ergab sich aus weiteren Verkäufen von Wertpapieren aus dem Bestand der Konzernzentrale ein Vorsteuergewinn von 159 Mio. Euro. Weiters sei durch den vorzeitigen Rückkauf von Hybridanleihen ein Ergebnis vor Steuern von Netto 113 Mio. Euro erzielt worden. Der gesamte Vorsteuergewinn lag in der RBI Ende März bei 685 Mio. Euro (Vorjahr: 405 Mio. Euro). Die Neudotierungen zu den Kreditvorsorgen sanken um 26,5 Prozent.

Damoklesschwert Griechenland

RBI-Chef Herbert Stepic sieht die Wahrscheinlichkeit eines Griechen-Austritts aus dem Euro bei 50 zu 50, wie er bei der Quartalspressekonferenz sagte.

Sollte es dazu kommen, drohte Europa ein heißer Sommer, so Stepic. Das heiße starke Volatilitäten auf den Finanzmärkten, extreme Schwankungen an den Börsen. Jede Bank werde auf die andere schauen, ob sie nicht "periphere Risiken" in ihren Bilanzen haben. In Griechenland selbst würde sich die Situation nochmals drastisch verschlechtern, Schuldner gerieten in existenzbedrohende Zahlungsschwierigkeiten, Firmen in Konkurs. Bei den griechischen Banken würden Einlagen abgezogen.

"Wovor sich die Banken am meisten fürchten müssen, ist die Verunsicherung der Sparer", sagte Stepic für die gesamte Bankenbranche in Europa. "Das führte dann automatisch dazu, dass die Leute sagen, ich will mein Geld sehen."

Liquiditätspuffer von 25 Milliarden

Um im Fall der Eskalation der Griechenlandkrise gegen Kunden- und Marktunsicherheiten bei Osttöchtern gewappnet zu sein, hält die RBI als Konzern aktuell einen so genannten Liquiditätspuffer von 25 Mrd. Euro bereit. "Für den Ernstfall", wie Stepic und sein Finanzchef Martin Grüll sagten. Diese Summe habe man in den letzten 18 Monaten aufgebaut. Sie liegt um einige Milliarden "über normal".

Stepic räumte ein, er sähe ein Griechenland-Austrittsszenario jetzt "relaxter" als vor zwei Jahren. Die Banken hätten diese zwei Jahre auch gebraucht, hieß es heute bei Raiffeisen. Welche Vorbereitungen innerhalb der EU, der dortigen Behörden und insbesondere bei der EZB liefen,"entziehen sich meiner Kenntnis", so Stepic. Er geht aber davon aus, dass nach wie vor alle Bemühungen liefen, auch in Verhandlungen mit allen Parteien in Griechenland, um einen Austritt zu verhindern. "Man will ja eine Deeskalierung erreichen."

Weniger Angst vor Ansteckung

Vor zwei Jahren habe man sich viel mehr vor einer katastrophalen Ansteckung anderer Krisenländer gefürchtet. Mittlerweile seien Vorkehrungen durch die Rettungsfonds EFSF und ESM getroffen, auch stünde die EZB mit einem Bündel an Liquiditätsunterstützungsmaßnahmen bereit - darunter dem direkten Ankauf von Staatsanleihen oder Aktionen wie die dreijährigen Kredite an die Banken.

Trotz allem hofft Stepic sehr, dass Griechenland im Euro bleibt. Aus dem Grund hat sein Haus die den Businessplänen zugrundeliegenden Wachstumsprognosen für Europa und Westeuropa nicht zurückgenommen

Massiver Stellenabbau

Die RBI hat in den vergangenen Monaten beim Personal in einigen Osttöchtern, vor allem in der Ukraine, den Sparstift stärker angesetzt. Ende März 2012 beschäftigte die RBI 58.666 Mitarbeiter, das war ein Rückgang um 895 im Vergleich zum Jahresende 2011.

Wie es am Donnerstag im Quartalsbericht hieß, ging die durchschnittliche Anzahl der Mitarbeiter im Jahresabstand um 815 auf 59.027 zurück. Die größten Rückgänge verzeichneten dabei durch Personalabbau die Ukraine (minus 326), Ungarn (minus 283), Rumänien (minus 232), Russland (minus 227) und Kroatien (minus 113). Macht in Summe gut 1.100 Stellen weniger. Dem standen Zuwächse in Polen (plus 120) und der Slowakei (plus 108) gegenüber. (APA, 24.5.2012)