Parallel zum "Summer of Fashion" eröffnet am 14. Juni im MUMOK im Wiener Museumsquartier die große Sommerausstellung "Reflecting Fashion". Sie begibt sich auf eine historische Spurensuche in Sachen Mode und präsentiert die Verflechtungen von Kunst und Mode von der Moderne bis zur Gegenwart. Mehr als 300 Gemälde, Zeichnungen, Skizzen, Textilien, Videos und Fotografien von Künstlern wie Giacomo Balla, Sonia Delaunay, Joseph Beuys, Andy Warhol, Yayoi Kusama und Cindy Sherman aus über 70 internationalen Institutionen und Privatsammlungen sind zu sehen.

Foto: Markus Geiger

Bereits Baudelaire (1821-1867) verwendet die Begriffe "Mode" und "Moderne" nahezu synonym. Die Malerin und Designerin Sonia Delaunay (1885-1979) verfolgt konsequent den Weg von der Kunst in die Mode, um das Image der modernen Frau zu verbessern. Auch die Wiener Modeproduktion um 1900 mit Kolo Moser, Gustav Klimt und Emilie Flöge sowie einzelnen Positionen der Wiener Werkstätte beweisen, dass auch die Wiener Moderne an diesem Aufbruch teilhatte.

Hans Bellmer, Silberbromidabzug, übermalt, 1935.

Foto: VBK Wien, 2012

Die Ausstellung bietet auch Platz für Surrealismus. Max Ernst propagierte mit seiner Devise "Fiat modes - pereat ars" (Es lebe die Mode - nieder mit der Kunst) eine Vormachtstellung der Mode gegenüber der Kunst. Auch die Modeschöpferinnen Elsa Schiaparelli (1890-1973) und Coco Chanel (1883-1971) sind eng mit der Kunst verbunden. Ein Exponat ist Schiaparellis berühmtes "Hummerkleid" (Woman's Dinner Dress, 1937), das sie zusammen mit Salvador Dalí entwarf und das auf dessen "Hummertelefon" Bezug nimmt. Dalí gestaltete zwischen 1939 und 1971 vier Titelseiten der "Vogue".

Foto: The Philadelphia Museum of Art/VBK Wien, 2012

In den Aufbruchsbewegungen der 1960er-Jahre - Pop-Art, Fluxus und Neo-Dada - erhielt die Mode einen populären Status. Performance und medienübergreifende Ansätze bestimmten die künstlerische Auseinandersetzung.

Filzanzug von Joseph Beuys, 1970.

Foto: bpk / Bayerische Staatsgemäldesammlungen / VBK Wien, 2010

Ebenfalls in der Ausstellung vertreten sind Yayoi Kusamas teigwarenbesticktes Golddress (1966) mit den dazu passenden Schuhen ...

Foto: Yayoi Kusama

... und Christos überdimensionales Wedding Dress (1967), das im Rahmen einer Modeschau in Philadelphia von einem Model durch den Raum gezogen wurde und einen ebenso kritischen wie ironischen Beitrag zur Mode lieferte.

Foto: Christo

Einen wichtigen Themenbereich von "Reflecting Fashion" bilden die feministischen Arbeiten von Martha Rosler, Sanja Ivekovic und Valie Export.

Foto: VBK Wien, 2012

Seit Beginn der Moderne kooperierten KünstlerInnen mit DesignerInnen. Ab den 1980er-Jahren vernetzten sich die Genres immer mehr und entwickelten sich zu einem Big Business.

Bild: Die Damen (Ona B., E. Egerer, B. Jürgenssen, I. Strobl),
Broschüre "Paul Ankara meets Die Damen", Biennale Ankara, 1990.

Foto: Die Damen

Die amerikanische Fotokünstlerin Cindy Sherman (Bild) arbeitet mit unterschiedlichen Labels zusammen, darunter Comme des Garçons, Issey Miyake und Balenciaga, und ist in der Ausstellung mit mehreren Arbeiten vertreten.

Foto: Cindy Sherman

Sylvie Fleury inszeniert mit ihrem 1999 von Hugo Boss produzierten "Formula 1 Dress" einen Rennanzug von Mika Häkkinen als Kultobjekt. Der österreichische Künstler Erwin Wurm realisiert eine Skulptur für Hermès (Bild) ...

Foto: VBK Wien, 2012

... und Elfie Semotan verbindet eine langjährige intensive Zusammenarbeit mit dem Modeschöpfer Helmut Lang.

Foto: Elfie Semotan

Zahlreiche zeitgenössische KünstlerInnen, darunter Pawel Althamer, Milica Tomic und Maja Bajevic, begreifen Mode als eine "Kunst des Gedächtnisses". Kleidung ist für sie vor allem als Material oder Werkzeug interessant. (red, derStandard.at, 13.6.2012)

Bild: Mai-Thu Perret: Flow My Tears I, 2011

Reflecting Fashion
Kunst und Mode seit der Moderne
15.6. bis 23.9.
mumok.at

Museumsquartier
Museumsplatz 1
A-1070 Wien

Foto: Mai-Thu Perret