Bis vor wenigen Wochen kannte nur ein eingeschworener Zirkel von Washingtons Elite Judy Smith. Sie ist die Frau hinter den Kulissen, wenn alles den Bach hinuntergeht, wenn Präsidenten mit Praktikantinnen schlafen, Footballspieler illegale Hundekämpfe veranstalten oder Ölfirmen den Ozean verpesten. In Washington D.C. nennt man die hochgewachsene Anwältin nur "The Fixer." Seit mehr als zwei Jahrzehnten rufen Präsidenten, Konzernchefs und Celebritys bei ihr an, wenn sie Mist gebaut haben. Dann tritt Smith auf den Plan und sorgt für Schadensbegrenzung.

Nun hat ihr die Drehbuchautorin und Produzentin Shonda Rhimes ("Grey's Anatomy") ein Denkmal gesetzt. Ihre neue Serie "Scandal" basiert auf Smiths Erfahrungen als Krisenmanagerin der Reichen und Mächtigen, die ihre Hormone und andere Katastrophen nicht unter Kontrolle haben. Zu sehen ist die Anwältin und PR-Guru Olivia Pope, gespielt von Kerry Washington, die mit ihrem Team aus Sonderlingen, die sich "Gladiatoren in Anzügen" nennen, Folge um Folge das Unmögliche schafft. Sie lässt Skandale verschwinden, sei es die vom Präsidenten geschwängerte Praktikantin oder schwule republikanische Kriegsveteranen, die sich nicht outen möchten.

Natürlich ist die Serie dramatisiert, und Judy Smith betont, dass ihr Leben nicht halb so glamourös abläuft wie jenes von Olivia Pope. Ihre Klientenliste lässt daran zweifeln. Praktikantin Monica Lewinsky soll sie kurzzeitig als freiwillige Helferin in einem Obdachlosenheim untergebracht haben, um sie vor dem Medienansturm zu schützen; Footballspieler Michael Vick hat sie über den PR-Alptraum geholfen, als publik wurde, dass er in einen illegalen Kampfhundering involviert war, ebenso der BP-Konzernspitze, als die Explosion einer Ölbohrplattform im Golf von Mexiko eine der schwersten Umweltkatastrophen auslöste. Und das sind nur einige Fälle, die ihre Krisenagentur Smith & Co. übernommen hat.

Ihren Zugang zu den kleinen und großen Krisen beschreibt Smith als "old school". Wie eine strenge Mutter rät sie ihren Schützlingen vor allem eines: Wenn du Mist gebaut hast, entschuldige dich und meine es auch so. (Solmaz Khorsand, derStandard.at, 23.5.2012)