Bissau - Im westafrikanischen Guinea-Bissau ist mehr als einen Monat nach dem Militärputsch eine Übergangsregierung gebildet worden. Wie die Staatsmedien am Dienstag berichteten, erließ Interimspräsident Manuel Serifo Nhamadjo ein Dekret über die Ernennung von 27 Kabinettsmitgliedern. Unter der Leitung von Rui Duarte Barros soll die Übergangsregierung Reformen in der früheren portugiesische Kolonie einleiten und binnen eines Jahres Parlamentswahlen vorbereiten.

Die Streitkräfte, die sich am 12. April an die Macht geputscht hatten, kündigten ihren Rückzug aus der Politik an. "Der Militärkommandeur und die Armee werden in die Kasernen zurückkehren", sagte der Sprecher der Ex-Junta der Nachrichtenagentur AFP. Einen Zeitpunkt dafür nannte er allerdings nicht. Zwei Minister in der Übergangsregierung kommen aus der Armee, wobei lediglich einer, Verteidigungsminister Celestino Carvalho, offiziell den Putschisten angehörte. Mitglieder der gestürzten Regierung wurden nicht wieder eingesetzt.

Am Wochenende hatten sich das Parlament des Landes, die Putschisten sowie ein Großteil der Parteien auf die Organisation einer Übergangsphase geeinigt. Zur Stabilisierung der Lage will die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) Truppen entsenden. Seit der Unabhängigkeit von Portugal im Jahr 1974 gibt es in Guinea-Bissau immer wieder Militärputsche, Putschversuche und politische Morde. Dahinter stehen meist Machtkämpfe um die Kontrolle des Drogenhandels. (APA, 23.5.2012)