Erfahrene Gärtner wissen es seit eh und je: Bestimmte Pflanzen fördern, wenn sie Nachbarn sind, gegenseitig ihr Wachstum, andere wiederum sollte man besser nicht nebeneinander einpflanzen. Diesen Effekt gibt es auch in freier Natur. Auf Wiesen und in Wäldern, also dort, wo viele Spezies gemeinsam gedeihen, aber auch um Ressourcen wie Licht und Nährstoffe konkurrieren.

Individuelle Arten haben unterschiedliche Strategien entwickelt, um sich der Vielfalt anzupassen, betont der Pflanzenforscher Wolfram Weckwerth. "Und Biodiversität steigert die Biomasse-Produktivität, heißt es im Allgemeinen. Doch diese einfache Gleichung muss viel differenzierter betrachtet werden." Weckwerth hat das Thema zusammen mit einigen deutschen Wissenschaftern auf der physiologischen Ebene für einzelne Pflanzenspezies untersucht. Die Experten beteiligten sich dazu am Jena-Experiment, einem Freilandversuch mit Grünlandflächen, die jeweils eine sehr unterschiedliche Artenvielfalt aufweisen.

Gewebeproben genommen

Man nahm Gewebeproben von Vertretern fünf verschiedener Pflanzenarten, darunter Gänseblümchen und Löwenzahn. Die Gewächse stammten von verschiedenen Versuchsfeldern. Die Inhaltsstoffe des Pflanzenmaterials wurden im Labor sowohl chromatografisch wie auch massenspektrometrisch analysiert. So entstand eine detaillierte Bestandsaufnahme von tausenden Stoffwechselprodukten. Die Ergebnisse zeigen deutlich Zusammenhänge.

Das Team fand insgesamt 139 physiologische Vorgänge, die je nach Wuchsort der Pflanzen variierten (vgl.: PloS One, Bd. 5, e12569). In einigen Fällen wiesen diese Veränderungen auf verstärkte Konkurrenz um Nährstoffe hin. Hornklee scheint hingegen in Bezug auf seinen Kohlenstoff- und Stickstoffhaushalt von der Anwesenheit anderer Leguminosen zu profitieren.

"Wir haben zum ersten Mal Stoffwechselsignaturen gemessen, die genau die Anpassung an Biodiversität zeigen", berichtet Weckwerth. (deswa, DER STANDARD, 23.5.2012)