Tokio - Zusätzlich zur Krise in Europa rücken nun auch die massiven Schuldenprobleme Japans wieder in den Vordergrund. Die Ratingagentur Fitch stufte die Bonität des Landes um eine Stufe herab auf "A+", womit sich die Ausnahme neuer Kredite für Japan potenziell verteuert. Zugleich bewerteten die Experten den Ausblick Für das Land negativ und signalisierten damit, dass eine weitere Herabstufung drohen könnte. Die Agentur rief die japanische Regierung zu zusätzlichen Schritten auf, um die Verschuldung einzugrenzen.

Der Yen reagierte im Handel zum Dollar mit Kursverlusten auf die Herabstufung. "Der Plan des Landes zur Haushaltskonsolidierung sieht gemächlich aus, sogar im Vergleich zu anderen einnahmenstarken Ländern, die fiskalpolitisch unter Druck sind", erklärte Fitch-Experte Andrew Colquhoun. "Und die Umsetzung ist politischen Risiken ausgesetzt." Die Pläne der Regierung zur Erhöhung des Steueraufkommens stehen in der Schwebe. Da die erforderlichen Stimmen fehlen, ist Ministerpräsident Yoshihiko Noda auf die Opposition angewiesen, die eine Kooperation aber ablehnt.

Unter den Industrienationen ist Japan mit großem Abstand das am höchsten verschuldete Land. Probleme bereiten vor allem die hohen Sozialkosten durch die Überalterung der Gesellschaft. Der Schuldenberg ist doppelt so hoch wie die Wirtschaftsleistung, die umgerechnet bei fünf Billionen Dollar liegt. Die neue Fitch-Note ist für Japan die aktuell schlechteste Bewertung. Die Agenturen Moody's ("Aa3" mit stabilem Ausblick) und Standard & Poor's ("AA-" mit negativem Ausblick) beurteilen die Kreditwürdigkeit des Landes derzeit höher. (APA/Reuters, 22.5.2012)