Foto: Udo Titz

Mit ihrer Philosophie, die sich weniger in Worten als in der prononcierten Haltung ihrer Gewandkreationen darstellt, umschifft sie geschickt die Plage des Mainstreams und einer elitären Luxusbranche. Ihr Werk, das in fotografischen Serien wie Frida (über die mexikanische Malerin Frida Kahlo) einen Höhepunkt findet, wendet sich bewusst gegen all die Eigenschaften, die das aktuelle Modegeschehen auszeichnen, und gibt gerade auch deshalb ein so eigenwilliges Profil ab. Susanne Bisovsky, die an der Universität für angewandte Kunst in Wien studierte, konterkariert die Exklusivität und den Individualismus der gängigen Laufsteg-Haute Couture mit folkloristischen Anleihen und entlarvt die Hypes der Fashion Victims als kurzlebige Oberflächenerscheinungen eines konsumverwalteten Liberalismus. Ihr gelingt der Spagat zwischen alt und neu, Tradition und Vision. Ihr Motto, dass nichts unmoderner als der modische Höhepunkt einer Zeit ist, ist zynisch, und modisch ein Unwort.
Mit der Haute Couture Kollektion Everlasting Collections, deren Einzelteile einem über Jahre dauernden Bearbeitungsprozess unterliegen, erteilt Susanne Bisovsky der Schnelllebigkeit unserer Zeit eine Absage. Sie richtet ihr Interesse auf altertümliche Produktionsverfahren, auf das Handwerk, fast vergessene Materialien, aufwendige Textilverarbeitungstechniken und Proportionsstudien.
Die Wiener Modemacherin, die den Stil des Biedermeiers liebt, gilt als Wiederentdeckerin anderer Zeiten, Orte und Kulturen. Sie bedient sich verschiedener regionaler Trachten und übersetzt vergangenes Wissen in zeitgenössische Stoff-Kunstwerke aller ersten Güte. Inspirieren lässt sie sich von einem zusammen mit Joseph Gerger über die letzten 15 Jahre angelegten Archiv über vestimentäre Gepflogenheiten, das Berichte aus der Welt des Kleidertragens beinhaltet und von Kleidung wider die Pest, Backen von Röcken, gekalkten Hüten, gepiercten Flügelhauben, Arten der Trauer, Blutröcken oder ein Leben lang nicht gewaschenen Kleidungsstücken erzählt. Ihre ungewollt avantgardistische Kunst bringt uns, die wir glauben von den postmodernistischen Stückelwerken des Rekombinierens und Zitierens, soviel zu kennen, zum Staunen. Ihr sorgsamer Umgang mit fremden Welten wird zum Platzhalter für eine Kritik, die zeigt, dass das konsumistische Universum einer Wegwerfgesellschaft auch von innen ausgehöhlt werden kann: Mitgift also, der Titel der Prêt-à-porter Kollektion.

Kuratorin: Angela Stief