Seit den 1990ern wächst die Zahl der Menschen, die in Callcentern arbeiten, beständig. Dabei gibt es bei diesen "freien" Dienstleistern nur in seltenen Fällen eine gewerkschaftliche Vertretung oder bindende Tarifverträge. Dass entfremdete Arbeit krank machen kann, haben Psychologen wie Erich Fromm oder Ronald D. Laing schon vor über 50 Jahren erforscht.

So eine Welt beschreibt Daniel Wisser in seinem Roman "Standby" (Klever Verlag 2011): Der namenlose Protagonist leidet unter "Augenkopfschmerz", Schwindel, Schweißausbrüchen, und er leitet ein Callcenter, indem er akribisch die Einhaltung der Regeln und Normen des Betriebs überwacht. Entsprechend genormt ist auch seine private Welt, von "richtigem" Leben keine Spur. Auch nicht am Wochenende, das den zeitlichen Rahmen des Buches definiert, die vier Kapitel heißen "Freitag" , "Samstag", "Sonntag" und "Montag".

Der gebürtige Klagenfurter Wisser findet mit Passivkonstruktionen und der funktionell-kalten Sprache von Gebrauchsanweisungen eine adäquate Ausdrucksform. Mit Literatur beschäftigt sich der inzwischen in Wien lebende Autor seit vielen Jahren. Nach einem Germanistikstudium schrieb er vor allem radiophone Werke, sein Debütroman Dopplergasse acht erschien 2003. Heute stellt Wisser Standby vor, statt herkömmlicher Lesungen bevorzugt der Autor und Musiker, nebenbei Teil des Ersten Wiener Heimorgelorchesters, die freie Performance. Moderation: Norbert C. Wolf. (dog, DER STANDARD, 22.5.2012)