Frankfurt - Das wachsende Ausmaß der Krise in Europa hat den DAX am Freitag unter die Marke von 6.300 Punkten gedrückt. Nach einer Abstufung der Kreditwürdigkeit Griechenlands sowie spanischer Banken setzte der deutsche Leitindex seine am Montag begonnene Talfahrt fort und schloss mit minus 0,60 Prozent bei 6.271,22 Punkten. Der Wochenverlust beträgt damit 4,7 Prozent. Der Mitte März noch mehr als 20-prozentige Jahresgewinn im Dax schmolz auf rund sechs Prozent zusammen. Der MDAX verlor am Freitag 1,59 Prozent auf 10.043,67 Punkte und der TecDAX sank um 1,63 Prozent auf 742,49 Punkte.

"Maßgebend und prägend für die heutige Kursentwicklung waren wieder einmal Nachrichten aus Griechenland und die Abstufung der spanischen Banken", sagte Händler Andres Lipkow von MWB Fairtrade. Der Verfall von Index- und Aktienoptionen an der Terminbörse Eurex habe hingegen nur kurzfristig Einfluss gehabt und den DAX hochgezogen. Am Donnerstagabend hatte die Ratingagentur Fitch die Kreditwürdigkeit Griechenlands abgestuft. Zudem senkte Konkurrent Moody's nach seinem jüngsten Rundumschlag gegen italienische Banken auch die Bonität von 16 spanischen Banken.

Banken von Moody's wenig beeindruckt

Unter den Bankentiteln sorgten die Moody's-Aussagen nur anfangs für Verluste. Die Aktien der Deutschen Bank schlossen nach einer kräftigen Berg- und Talfahrt mit minus 0,09 Prozent auf 28,465 Euro kaum verändert. Die Commerzbank-Papiere sanken um 0,57 Prozent. Selbst die im Euro-Stoxx-50 notierten Papiere der spanischen Häuser BBVA und Santander legten zwischen drei und vier Prozent zu. Am Markt wurde von einer Erholung der schwer angeschlagenen Werte gesprochen. Sie waren in den vergangenen Wochen erneut die größten Verlierer an der Börse gewesen. Die Sorgen um einen möglichen Domino-Effekt, falls das krisengeschüttelte Euroland aus der Währungsgemeinschaft ausscheidet, waren der Grund gewesen.

Die Autowerte blieben unter Druck. Börsianer führten dies auf Berichte zurück, denen zufolge chinesische Autohändler zunehmend mit hohen Lagerbeständen unverkaufter Autos und einem entsprechenden Preisdruck zu kämpfen haben. Die Volkswagen-Vorzüge verloren 1,99 Prozent. BMW gaben um 2,26 Prozent nach und für Daimler ging es um 1,55 Prozent nach unten.

Die Aktien von Solarworld profitierten mit plus 6,49 Prozent von hohen Strafzöllen, die die USA wegen Preisdumpings gegen chinesische Solarimporte verhängten. "Diese Nachrichten helfen zumindest heute", sagte ein Händler. Der milliardenschwere Börsengang von Facebook wurde zwar viel beachtet, Einfluss auf das Marktgeschehen in Deutschland hatte er indes nicht. Nur die Xing-Aktie wurde zeitweilig positiv beeinflusst, schloss dann allerdings kaum verändert mit plus 0,02 Prozent. Die Erstnotiz des Sozialen Netzwerks lag bei 42,05 US-Dollar und damit deutlich unter den zum Teil am Markt kursierenden Spekulationen. Der Ausgabepreis hatte bei 38 Dollar gelegen.  (Reuters, 18.5.2012)