Ein Coupé, vier Türen. Eleganz muss nicht unpraktisch sein. Nach Mercedes, Audi und Jaguar springt nun auch BMW auf den Trend auf. 6er Gran Coupé. Fünf Meter gestreckte Eleganz, noch dazu erstaunlich sparsam

"Dieses Auto verkörpert, wofür BMW steht: sportliche Eleganz. Man nimmt ihm ab, dass es dynamisch fahren kann, es scheint sich fast schon zu bewegen im Stehen. Und es hat ein hohes Maß an Eleganz. Diese beiden Themen waren über die Geschichte immer, was einen BMW ausgemacht hat."

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Er ist ein wenig verliebt, Adrian van Hooydonk, der sympathische Designchef des Konzerns, zärtlich fast äugt er hinüber zu seiner jüngsten Schöpfung, streichelt sie mit sanftem Blick, und vielleicht geht es ihm ja wie dem Bildhauer Pygmalion mit Galatea in der Mythe, vielleicht möchte auch er, dass sein Werk zum Leben erwache - eine Skulptur wahrlich auch, wenn auch nicht von Elfenbein.

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Dass das 6er Gran Coupé, von dem hier die Rede ist, nicht nur das Gemüt, sondern auch Insassen bewegt, hängt wiederum an der Natur des Objekts - und an den anderen Künstlern im Hause BMW, jenen, für die das M steht: die Motorenbauer. Sie verantworten, dass dies große, elegante, dynamisch langgestreckte Mobil so seidig und kultiviert in Bewegung kommt, wie es zur äußeren (und auch inneren) Erscheinung passt.

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Da wird mit Leistung nicht gegeizt, die Kundschaft will ja mitunter auch sportliche Potenzen abrufen können, und gleich kommt er, der Bannfluch der Hohepriester der allein seligmachenden Ökoreligion: Hinweg mit so einem elitären Fahrzeug, das ist ja nur für Reiche und vernichtet Unmengen an Treibstoff, welch Sünde an der Umwelt.

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Tja, was soll man sagen: Sachlich betrachtet statt polemisch, wird jeder mit der Faktenlage einigermaßen Vertraute zugestehen müssen, dass BMW in Sachen Effizienz seit Jahren führend ist, weltweit wohl. Und mit der Submarke "i" werden die ambitionierten Bayern ab 2013 da sogar noch ordentlich eins draufsetzen.

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Im Falle 6er Gran Coupé reden wir von 5,01 Meter Auto, als 640d leistet er über die Maßen souveräne 313 PS (und 630 Nm!), und dann kommt ein Normverbrauch von 5,6 l / 100 km raus.

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Im echten Leben wird sich wohl ein Wert um die sieben Liter ergeben, auf die kamen wir auch dieser Tage auf den ersten flotten Testkilometern bei der Pressepräsentation, und das schafft so mancher Kleinwagen und Kompakte nur mit Mühe.

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Allrad dann ab Herbst

Kombiniert man 4,4-Liter-V8-Benziner (450 PS) mit Allrad, wie dies ab Herbst beim 650i xDrive der Fall sein wird, ergibt sich laut Normtest immer noch ein Wert von 9,2 l / 100 km, also unter zehn Liter. Das sind dann ferner Autos, die nur homöopathische Verbreitung finden werden, von den USA und China einmal abgesehen.

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Dass Fahrwerk, Handling und Interieur ebenfalls punktgenau zum kultiviert-dynamischen Gesamtauftritt passen, davon konnte man ausgehen, wir können es mittlerweile aus erster Hand bestätigen. Und dank zwölf Zentimetern mehr Außenlänge und elf mehr Radstand gegenüber dem 6er Coupé ist Platz im Gran Coupé - abgesehen von der Kopffreiheit für größere Menschen hinten - auch kein Thema, im Gegenteil: Da geht's fast so großzügig zu wie im 7er und im 5er GT.

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Letzterer ist der Versuch, der Erosion, die mittlerweile die Gattung der Limousinen auch in der Oberklasse erfasst hat, gegenzusteuern, mit bisher, nun ja, nicht eben durchschlagendem Erfolg.

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Eine andere Möglichkeit, die Mercedes ab 2004 mit dem CLS eröffnet hat, wäre die: Man nehme die schönste aller Karosserieformen, Coupé also, und kombiniere sie mit vier Türen, wie man das von der Limo kennt. Und richtig: Es funktioniert (oder zumindest bremst es den Negativtrend).

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Und warum? Weil man mit dem Konzept Coupé nun mal "das Thema Eleganz noch stärker spielen kann, und wer will das nicht, wer will nicht ein elegantes Auto haben", meint Hooydonk. Dem zu seinem bisher ästhetisch gelungensten Wurf zu gratulieren ist.

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So, und nun schnappen wir uns das Gran Coupé und gleiten runter ins Friaul. Zu unserem jährlichen Supertest. Schönheit muss reisen. (Andreas Stockiger, Automobil, DER STANDARD, 18.5.2012)

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