Vikings Headcoach Chris Calaycay, Wide Receiver Laurinho Walch, Austria Kapitän Manuel Ortlechner und Austria Vorstand Markus Kraetschmer blicken auf zwei Footballspiele in der Generali Arena voraus.

Foto: Walter Reiterer

Ein 65:0 gegen die Kornmesser Rangers erzwingt noch kein Playoff, aber die Dragons wirkten beim Comeback-Spiel ihres Quarterbacks Jonathan Dally wie jenes Team, welches man sich weiland erwarten durfte. Ein zumindest unangenehmer Gegner und ein Außenseiter mit ebensolchen Chancen.

So sah es bei den Wienern bislang nur nicht aus. Als der US-Spielmacher ausfiel, setzte es in Folge kapitale Niederlagen gegen die Vikings, Giants und Raiders. Auch wenn Ersatzmann Thomas Haider einen anständigen Job machte, fehlte er als Receiver an allen losen Enden dieser Offense. Zumindest ein Mal muss das Team von Ivan Zivko den Spieß in den letzten drei Runden umdrehen, da man gegen die Panther aus Prag das direkte Duell bereits verloren hat, die noch zwei Mal die Rangers vor ihren Krallen haben. Bei gleichem Record (3-7) wären die Tschechen erstmals, seit sie in Österreich antreten, in einem Halbfinale dabei.

"Nur wozu?", fragt sich ("bei allem Respekt") mit Karl Wurm der Präsident der Raiffeisen Vikings und damit auch einer der möglichen Halbfinal-Gegner, dessen Mannschaft die Prager in zwei Spielen mit 86:0 deklassierte. Er schätzt das Potential der (gesunden) Dragons weit höher ein und vor allem schätzt er die Zuschauerzahlen bei einem weiteren (dann dritten) Heimspiel gegen den Stadtrivalen (weit) höher ein. Nur haben sich die Tschechen einfach durchgesetzt, was man auch an der Tageskasse im Falle dann halt auch akzeptieren muss.

Soweit sind wir aber noch lange nicht. Die Wikinger sind selbst noch nicht ganz durch und müssen das Spiel am Sonntag gewinnen, um im Halbfinale auch Heimrecht zu genießen. Ihr Restprogramm ist mit den Giants und Raiders auswärts ebenso schwierig. Bei möglichen drei Niederlagen in den den letzten drei Runden könnte sich Graz noch nach vorne bringen, die im Rückspiel den Raiders vorigen Samstag nur mit einem einzigen Punkt mehr unterlagen, damit auch nicht gerade schwächer werdend wirken. Und das, obwohl sie mittlerweile veritable Personalsorgen quälen. Es steht also für beide Teams einiges auf dem Spiel.

Football am Verteilerkreis

Zum ersten Mal wird ein Footballspiel in der Generali Arena der Wiener Austria stattfinden und die Wahrscheinlichkeit eines violetten Erfolgs über Grün ist dieses Mal dann doch deutlich höher, als in aller Regel in der Fußball-Bundesliga. Die Vikings kooperieren mit der Austria im Nachwuchs (gemeinsame Klassen im Oberstufengymnasium), was mittelbar zu der Idee führte, auch den eiförmigen Ball mal durchs alte Horr fliegen zu lassen. Übernächsten Sonntag wird bereits das nächste Spiel an der Flanke der Tangente über die Bühne gehen. Die Vikings empfangen im Viertelfinale der European Football League den deutschen Meister aus Schwäbisch Hall. Womit zumindest ein violettes Team auch international tätig ist und auch 2013 tätig sein wird. Ein europäisches Spitzenspiel allemal. Vikings Boss Karl Wurm träumt von einer fünfstelligen Zuschauerzahl, zumindest von „deutlich mehr" als auf der Hohen Warte und würde in dem Fall auch eine Verlängerung der Partnerschaft die Spielstätte betreffend anstreben. 

"Wenn nur 3000 Leute kommen, dann können wir auch in Döbling bleiben. Wenn 8000 kommen, dann wissen wir, dass die Vikings auch in ein größeres Stadion gehen können.", so Wurm.

Austria Vorstand Markus Kraetschmer findet das "sehr interessant", wird sich das Footballtreiben in Favoriten anschauen (mit Gattin und Nachwuchs, weil es ja ein "Family-Event" ist) und steht der Sache prinzipiell offen gegenüber. Kapitän Manuel Ortlechner steht auf die legendären Super Bowl Partys seines ehemaligen Physiotherapeuten, daher auch irgendwie auf Football, selbst wenn er mit den Regeln hadert und sich von einer späteren Karriere als Kicker (in einem Footballteam) noch nicht ganz überzeugen ließ.

Er ist Ex-Rieder, damit Ex-Wikinger und dem folgend ein Fan der Vikings. Klar. Ob den Veilchen nach der letzten Bundesligarunde arg zum Feiern zumute ist, darf aber bezweifelt werden. Die Admira, Aufsteiger aus Mödling, also quasi die „Rangers der Tipp3-Bundesliga", spielen statt ihnen international. Von solchen Überraschungen ist die AFL (leider) weit, weit weg.

Die "Admira der AFL" bekommt es in der nächsten Runde mit "Sturm" zu tun und da kann es eigentlich, auch wenn die Grazer zwei weitere Ausfälle beklagen und damit rekordverdächtige 22 Spieler (!) auf der Injury List haben, nur einen Sieger geben: die Giants. Die Rangers haben ihre Vorstellungen justiert. Sprach man vor der Saison davon, alle Gegner ärgern zu wollen, von ein bis zwei Siegen und Platz fünf als Ziel, will man nun besser abschneiden als noch im Hinspiel. Das ist nach dem 0:67 von Graz im Bereich des Durchführbaren, denn die Giants werden relativ bald auskuppeln und versuchen, möglichst schonend den Wechsel zurück runter an die Mur zu gleiten. 

Die Blue River Bowl, so werden die Spiele der Wikinger und Drachen gegeneinander von ihnen seit sechs Spielen genannt, wird ORF Sport + ab 14:50 Uhr live zeigen. Alternativ zum PULS 4-Pasha (Asiladab) und der Allzeit Fantasy Football-Hoffnung Michael Guttmann können sie auch den Audiostream mit meinen 4x12 Cents zu diesem Spiel hören. (Walter Reiterer, 17.5.2012)

AFL
Gesamtstatistik

LIVE auf ORF SPORT+
Raiffeisen Vikings vs. Danube Dragons
Sonntag 20. Mai 2012, 15:00 Uhr, Generali Arena Wien

Kornmesser Rangers vs. JCL Giants Graz
Samstag 19. Mai 2012, 16:00 Uhr, Stadion Wiener Neudorf

Tabelle:

1. Raiffeisen Vikings Vienna 7-0
2. Swarco Raiders Tirol 7-1
3. JCL Giants Graz 4-3
4. Danube Dragons 3-4
5. Prague Panthers 1-7
6. Kornmesser Rangers 0-7

Ergebnisse AFL Woche 7:
Danube Dragons vs. Kornmesser Rangers 65:0
JCL Giants Graz vs. Swarco Raiders Tirol 20:21
Raiffeisen Vikings vs. Prague Panthers 31:0