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Foto: Reuters/VALENTIN FLAURAUD

2004 als Mark Zuckerberg in Havard Facebook programmierte, hatten weltweit 750 Millionen Menschen Zugang zum Internet. Acht Jahre später hat das soziale Netzwerk alleine bereits mehr Nutzer und benötigte dafür nur ein Drittel der Zeit. Aber nicht nur die Nutzer machen Facebook groß, auch viele Unternehmen setzen voll und ganz auf die Plattform.

Erfolgreich und kritisiert

Am Freitag geht Facebook an die Börse und es wird erwartet, dass es der erfolgreichste Start eines Unternehmens an der Wall Street wird. Aber die Kritiker werden immer mehr. War zum Start der Plattform vor allem die Zeitverschwendung, die mit dem Nutzen einherging, im Fokus der Kritik, hat sich diese erweitert.

Immer wieder die Privatsphäre

Facebook soll eine Bedrohung für zentrale soziale Werte, die Privatsphäre und das Internet selbst sein. Vor allem die Datenschutzerklärungen sind den Kritikern ein Dorn im Auge. Mit "Beacon" sollte ein erster Versuch gestartet werden Werbung zu personalisieren. Er scheiterte aber am Protest der Nutzer, die sich beschwerten, dass ihre Onlineaktivitäten ohne ihr Wissen an Werbekunden und Facebook-Freunde weitergeleitet wurden.

Open Graph bietet mehr Möglichkeiten

Durch das neue Open Graph Protokoll haben Entwickler nun die Möglichkeit das Nutzerverhalten zwischen verschiedenen Apps zu teilen. Wenn man beispielsweise einer Rezept-App mitteilt, dass man ein bestimmtes Gericht gekocht hat, kann man das entweder in seinem Feed posten oder an eine andere App weiterleiten, die feststellt, wie viele Kalorie das Gericht hat.

Daraus ergeben sich zwar viele Möglichkeiten für die App-Entwickler, aber kaum ein Nutzer kann den Überblick darüber behalten, welche App auf welche Daten zugreift. Mit der Zeit hat Facebook allerdings dazugelernt und den Nutzern mehr Möglichkeiten gegeben, ihre Privatsphäre zu verwalten.

"Die Welt offener und verbundener machen"

Als das Unternehmen beschloss an die Börse zu gehen, teilte Mark Zuckerberg in einem Brief mit: "Facebook wurde gebaut um eine Mission zu erfüllen - die Welt offener und verbundener zu machen." Doch die Plattform beginnt sich vom Rest des Internets abzukapseln.

Social Reader

Wenn man beispielsweise auf einen "The Guardian"-Artikel klickt, der über Facebook geteilt wurde, wird man nicht zur Guardian-Webseite weitergeleitet, sondern es erscheint ein Pop-Up, das den Nutzer auffordert, die Guardian-Facebook-App zu installieren. Dadurch wird sichergestellt, dass alle gelesenen Artikel vom Open Graph erfasst werden. Anstatt mit dem Netz zu verlinken, wird versucht den Nutzer auf Facebook zu halten.

Facebook als neue Infrastruktur

Mark Zuckerberg sieht Facebook nicht als Unternehmen, sondern als neue Infrastruktur für das Internet. Das Peer-to-Peer-Netzwerk soll vom Open Graph ersetzt werden. Allerdings hat die Vergangenheit gezeigt, dass offene, nicht proprietäre Netzwerke immer gegen geschlossene proprietäre Netzwerke gewonnen haben, wie Wired schreibt.

Fehlende Konkurrenz als Problem

Bisher hat es keine andere soziale Plattform und kein anderes Unternehmen geschafft Facebook ernsthaft Konkurrenz zu machen. Keine Konkurrenz zu haben, könnte Facebook aber schlussendlich zu Fall bringen, wenn die Wettbewerbshüter sich einschalten.

Das mussten schon Microsoft und Google feststellen, als sie in ihren Bereichen (Betriebssysteme und Online-Werbung) zu mächtig wurden. In seiner Anmeldung für den Börsengang beschreibt Facebook zwar mögliche Gefahren durch die Konkurrenz, lässt die Gefahr eines Monopols aber außer Acht. Dabei scheint diese Gefahr viel realistischer.

Offen durch Zwang

Auf gewisse Art und Weise hat es Facebook geschafft, die Welt stärker zu verbinden. Jetzt muss Facebook noch offener werden. Spätestens dann, wenn die Wettbewerbsbehörde fordert offene Standards einzuführen, wird es das auch werden. (soc, derStandard.at, 17.05.2012)