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Bei vier griechischen Bankinstituten ist das Eigenkapital bereits so sehr aufgebraucht, dass es negativ ist. Die EZB unterlässt daher weiter Maßnahmen zur Liquiditätsversorgung.

Foto: apa/boris roessler

Frankfurt - Der Druck auf Griechenland steigt weiter: Wie Reuters am Mittwoch in europäischen Notenbankkreisen erfuhr, refinanziert die Europäische Zentralbank (EZB) mehrere angeschlagene griechische Banken nicht mehr. Da es bisher keine erfolgreiche Rekapitalisierung dieser Banken gebe, seien die entsprechenden Operationen eingestellt worden, sagte ein Insider, der nicht namentlich genannt werden wollte.

EZB Bestätigt Refinanzierungs-Stopp

Später am Mittwoch Abend stand schließlich fest: Die EZB verweist angeschlagene griechische Banken an die Notfallkredite der griechischen Notenbank. Man werde den Instituten erlauben, ihre Rekapitalisierung sicherzustellen, heißt es in einer EZB-Mitteilung von Mittwoch. Dieser Prozess dürfte bald abgeschlossen sein, so die Währungshüter weiter. Hinter der verklausulierten Notenbanksprache verbirgt sich jedoch die Bestätigung von Gerüchten, die den ganzen Nachmittag über schon am Markt kursieren und die dem im Chaos zu versinken drohenden Krisenstaat gerade noch fehlt.

Demnach sind seit dem griechischen Schuldenschnitt einige Banken des Landes de facto von den Refinanzierungsgeschäften abgeschnitten, die die EZB anbietet. Wie die Nachrichtenagentur Market News International (MNI) berichtet, handelt es sich dabei um kleinere Institute, die keine ausreichenden Sicherheiten mehr aufbringen können, um sie bei der EZB als Pfand für Zentralbankgeld zu hinterlegen.

Negatives Eigenkapital

Eine weitere mit den Vorgängen vertraue Person sagte, bei insgesamt vier Instituten in Griechenland sei das Kapital bereits so sehr aufgezehrt, dass sie mit negativem Eigenkapital arbeiten würden. Damit kann die EZB sie nach ihren eigenen Statuten nicht mehr mit Liquidität versorgen. Geschäftsbanken sind auf die regelmäßige Liquiditätsversorgung durch die Notenbank über Refinanzierungsgeschäfte angewiesen.

Den Instituten bleibt nur die ELA (Emergency Liquidity Assistance), ein absolutes Notfallinstrument, über das nationale Notenbanken der Eurozone ihren Finanzsektor mit Krediten versorgen können. Die Ansprüche an die Sicherheiten dafür sind noch wesentlich lockerer als bei der EZB

Märkte reagieren

Am Finanzmarkt schlug die Nachricht ein wie eine Bombe: der Euro gab kurzfristig um bis zu einem halben Cent nach, berappelte sich dann aber wieder. An den internationalen Anleihemärkten gaben zogen die Kurse der US-Treasuries an, während für eine Schrecksekunde am Aktienmarkt die Kurse nachgaben.

EZB-Präsident Mario Draghi äußerte sich am Mittwoch nicht zu den Vorgängen. Bei einer Veranstaltung zu Ehren des Ende Mai aus dem Amt scheidenden EZB-Direktors Jose Manuel Gonzalez-Paramo machte aber deutlich, dass die Währungshüter die Griechen nicht einfach fallen lassen werden: "Ich will klar machen, dass wir es sehr stark bevorzugen würden, wenn Griechenland weiterhin in der Euro-Zone bleibt. Da der Vertrag keinen Ausstieg (aus dem Euro) vorsieht, ist es aber nicht an der EZB darüber zu entscheiden." (APA, 16.5.2012)