Wien - Nach den heftigen Diskussionen um die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in den vergangenen Tagen will nun das Präsidium der ÖAW die aktuelle Konstruktion der Akademie überprüfen. Im Dialog mit allen an der ÖAW vertretenen Gruppen und Partnern außerhalb sei "das Zusammenwirken zwischen Forschungsträger und Gelehrtengesellschaft der ÖAW dahingehend zu überprüfen, ob die aktuelle Konstruktion die bestmögliche Erfüllung der Mission der ÖAW, 'die Wissenschaft in jeder Hinsicht zu fördern', gewährleistet ist", heißt es in einer Aussendung am Mittwoch.

Die ÖAW war in den vergangenen Tagen mit Austritten prominenter Mitglieder und Kritik aus den eigenen Reihen konfrontiert. So war die Molekularbiologin Renee Schroeder aus "Solidarität mit jenen exzellenten WissenschaftlerInnen, denen es wegen ihres kulturellen Hintergrundes oder ihrer politischen Einstellung nicht möglich ist, Mitglied dieser Gesellschaft zu werden" zurückgetreten. Der Betriebsrat der Akademie hatte sich für eine Trennung von Gelehrtengesellschaft und Forschungsträgerorganisation ausgesprochen.

Deutlich gestärktes Präsidium

In der Aussendung, in der nochmals die in der Vorwoche neu in die Akademie aufgenommenen Mitglieder genannt werden, betonte ÖAW-Präsident Helmut Denk, dass "die Mitgliederversammlung der ÖAW mit diesen Wahlen erneut ihre Fähigkeit zur Selbstergänzung, die - entgegen zuletzt geäußerter Kritik - einzig nach dem Kriterium der wissenschaftlichen Qualität erfolgt, bewiesen hat". Die ÖAW als Gelehrtengesellschaft will das Präsidium "in ihrer Aufgabe, Wissenschaft und Gesellschaft wissenschaftsbasiert und mit Weitblick zu beraten, deutlich stärken".

Das Akademie-Präsidium sei sich bewusst, dass Reformen Unsicherheit und Unruhe bei Mitarbeitern hervorrufe, daher würden notwendige Maßnahmen "so transparent wie möglich gestaltet". Nach "transparenten Kriterien" soll auch die leistungsorientierte Mittelverteilung innerhalb der ÖAW als Forschungsträger umgesetzt werden. "Alle Personen, Gruppierungen und Gremien, denen das Wohl der ÖAW tatsächlich ein Anliegen ist", lädt das Präsidium zur "konstruktiven Mitarbeit" ein. (APA, 16.5.2012)