Wien - Die europäischen Leitbörsen sind am Donnerstag tiefer aus dem Handel gegangen und haben ihre Abwärtstendenz ungebremst fortgesetzt. Die Krisenlage in der Eurozone paarte sich als größter Belastungsfaktor mit schwach ausgefallenen Konjunkturdaten aus den USA. Der Euro-Stoxx-50 verbilligte sich um 28,43 Einheiten oder 1,31 Prozent auf 2.146,91 Zähler und schloss damit auf dem tiefsten Stand seit November. Seit dem Zwischenhoch Mitte März hat er schon fast 18 Prozent an Wert eingebüßt.

Mit Argusaugen verfolgen die Anleger weiterhin die Lage bei griechischen Banken, nachdem die Griechen zuletzt vermehrt ihre Konten räumten und die Europäische Zentralbank (EZB) am Vortag ankündigte, einigen Instituten vorübergehend kein Geld mehr leihen zu wollen. Allerdings richten sich die Sorgen der Anleger auch zunehmend nach Spanien: Das zweite Sorgenkind der Eurozone muss immer mehr Zinsen bieten, um neue Anleihen am Markt unterzubringen. Zudem bereiten die Bonitätsprüfer von Moody's einem Pressebericht zufolge derzeit einen Rundumschlag gegen den spanischen Bankensektor vor. Eingetrübt haben sich zudem auch die konjunkturellen Aussichten in den USA: Das Geschäftsklima in der Region Philadelphia war erstmals seit September wieder in den negativen Bereich gefallen und zudem enttäuschte der Index der Frühindikatoren.

Wegen eines Feiertags in vielen europäischen Ländern fehlte es an unternehmensspezifischen Nachrichten. Vor dem Hintergrund der Schuldenkrise standen weiterhin die Finanzwerte im Fokus, die einmal mehr zu den schwächsten Branchen gehörten. Der Teilindex der Finanzdienstleister sackte um 2,56 Prozent ab und jener der Bankenbranche büßte 2,26 Prozent ein.

Bei den Einzelwerten standen vor allem die Titel der spanischen Bankia im Mittelpunkt. Zeitweise um fast dreißig Prozent eingebrochen, lagen sie zuletzt noch sehr deutlich mit mehr als 14 Prozent im Minus. Wie schon am Vortag bei einigen griechischen Banken war es auch bei der jüngst teil-verstaatlichten Sparkasse zuletzt zu einem Ansturm der Sparer gekommen. Zahlreiche Kunden hätten ihr Geld von den Konten abgezogen, hieß es in einem Medienbericht.

UniCredit sacken ab

Auch die Titel weiterer südeuropäischer Institute kamen deutlich unter Druck: Die der italienischen Unicredit sackten um 4,65 Prozent auf 2,422 Euro ab und gehörten so zu den größten Verlierern im EuroStoxx. Aus Frankreich büßten die Papiere der Societe Generale und von BNP Paribas bis zu vier Prozent ein. In Portugal rutschten die Aktien der Banco Espirito Santo um fast neun Prozent ab und die am Vortag um 13 Prozent eingebrochenen Anteile der National Bank of Greece büßten weitere vier Prozent ein.

Mit Nahrungsmittelherstellern, Gesundheitskonzernen und Versorgern erlitten drei defensive Branchen die kleinsten Verluste unter den Branchenindizes im EuroStoxx 600. Mit Einbußen von bis zu 0,30 Prozent schlugen sie sich vergleichsweise am besten. Die Titel des Kosmetikherstellers L'Oreal und des Getränkekonzerns AB Inbev waren mit einem hauchdünnen Plus die einzigen Gewinner im EuroStoxx.

In London gehörten Vedanta mit minus vier Prozent zur Gruppe der größten Verlierer im "Footsie". Der Jahresgewinn des Minenbetreibers war wegen höherer Finanzierungskosten um 92 Prozent eingebrochen. Diese standen im Zusammenhang mit der Finanzierung eines Zukaufs. Übertroffen wurden sie noch vom Verlust bei den Aviva-Papieren, die 4,70 Prozent verloren. Die Zahlen des Versicherungskonzerns hatten die Erwartungen verfehlt. (APA, 17.5.2012)