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Zu früh gefreut. Das Spiel war noch nicht zu Ende.

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Die Polizei marschiert auf.

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Runter vom Spielfeld! Aber dalli!

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Düsseldorf - Fortuna Düsseldorf kehrt nach 15 Jahren in die deutsche Fußball-Bundesliga zurück. Die Düsseldorfer retteten am Dienstag vor 51.000 Zuschauern in der ausverkauften Esprit-Arena in einem verrückten Relegations-Rückspiel gegen Hertha BSC Berlin ein 2:2 (1:1). Das Hinspiel in Berlin hatte die Fortuna mit 2:1 für sich entschieden. ÖFB-Teamtorhüter Robert Almer fehlte Düsseldorf wegen einer Muskelverletzung im Oberschenkel. Bei der Hertha saß U21-Nationalstürmer Marco Djuricin auf der Bank.

Feiernde Düsseldorfer Fans stürmten bereits 90 Sekunden vor Ende der siebenminütigen Nachspielzeit den Rasen, die Spieler beider Teams flüchteten in die Kabinen. Erst nach mehr als 20 Minuten Unterbrechung wurde die Partie fortgesetzt. Schon nach dem 2:1 durch Ranisav Jovanovic war das Spiel mehrere Minuten unterbrochen, weil enttäuschte Hertha-Fans zahlreiche Feuerwerkskörper auf das Feld geworfen hatten (59.).

Mehr als zweieinhalb Stunden

Die Fortuna sah nach zweimaliger Führung dank Toren von Maximilian Beister (1.) und Jovanovic bereits wie der sichere Aufsteiger aus, musste nach dem 2:2 durch den Brasilianer Raffael (85.) aber selbst in numerischer Überlegenheit noch einmal zittern. Herthas Änis Ben-Hatira, der zuvor den Ausgleich erzielt hatte (22.), war mit Gelb-Rot ausgeschlossen worden (54.). Nach mehr als zweieinhalb Stunden Bruttozeit hatte das Chaos schließlich ein Ende.

Düsseldorf war zuletzt 1997 in der höchsten Spielklasse vertreten. In einer 15-jährigen Durststrecke spielte der Traditionsklub zwischenzeitlich sogar in der vierten Liga (2002-2004). Die Hertha dagegen muss nach einem Jahr im Oberhaus wieder absteigen. Auch Trainerlegende Otto Rehhagel vermochte das nicht zu verhindern. 2010/11 hatten die Berliner als Meister der zweiten Bundesliga aber den sofortigen Wiederaufstieg geschafft.

Sportrechtliches Nachspiel möglich

Wegen der Fan-Tumulte könnte es ein sportrechtliches Nachspiel geben. Hertha BSC erwägt, gegen die Wertung der Begegnung Protest einzulegen. "Es ist unsere Verantwortung, darüber nachzudenken. Das sind wir auch unseren Fans schuldig", erklärte Hertha-Manager Michael Preetz nach dem 2:2.

Polizei befürchtete Blutbad

Die Berliner Mannschaft kehrte nur auf Bitten der Polizei aufs Spielfeld zurück. "Der Schiedsrichter hat die Mannschaft nicht wegen des Fußballs auf den Platz zurückgeführt, sondern nur auf Bitten der Polizei, um eine Eskalation - man hat von einem Blutbad gesprochen - zu verhindern", sagte Vereinsanwalt Christoph Schickhardt am Mittwoch. Die Hertha habe ihren Beitrag dazu geleistet. "Gestern ging es nur darum, Schlimmeres für den deutschen Fußball zu verhindern."

Zu früh gefreut

Trotz des möglichen Hertha-Protests sind die Fortuna-Verantwortlichen fest davon überzeugt, nicht nachträglich am grünen Tisch den Aufstieg abgesprochen zu bekommen oder ein Wiederholungsspiel bestreiten zu müssen. "Ich gehe fest davon aus, dass wir aufgestiegen sind", sagte Manager Wolf Werner. "Die Fans sind nach einem geglaubten Abpfiff auf das Spielfeld gelaufen. Das sind unschöne Szenen, die sind unnötig." Aber der Schiedsrichter habe wieder angepfiffen. "Der Spielablauf kann nicht in Frage gestellt werden."

Fortuna-Manager Werner: "Nicht um Gewalt gegangen"

Kritik übte Werner an der Aussage von Schickhardt, dass das Spiel nur auf Anraten der Polizei fortgesetzt worden sei, weil sie ein Blutbad befürchtete. "Ich finde das total überzogen", sagte Werner. Den Vorwurf, dass es zu wenige Ordner im Stadion gegen habe, wies er zurück. "Es waren eine Unzahl von Ordnern da. Die Massen dieser Form waren nicht zu bändigen gewesen", so Werner. "Ich weise darauf hin, dass es hier nicht um Gewalt gegangen ist, sondern um die Freude, weil die Fans glaubten, das Spiel sei abgepfiffen."

Schickhardt sprach davon, dass sich die Hertha-Mannschaft in Todesangst befunden habe. Die Spieler seien "ungeschützt in einem Mob" auf dem Spielfeld gestanden.

Nach dem Spiel blieb es laut Düsseldorfer Polizei in der Stadt friedlich. Allerdings wurde ein Sonderzug mit 750 Hertha-Fans auf der Rückreise angehalten. Der Zug sei wegen zerschlagener Fensterscheiben drei Stunden im Bahnhof Hamm gestanden, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Einer der elf Waggons musste abgehängt und ersetzt werden. (APA, 16.5.2012)